der Stroop-Effekt
Hier können Sie anhand einer kleinen Demonstration erfahren, was der "Stroop-Effekt" ist. Er gehört zu den Klassikern der experimentellen Psychologie und ist auch heute noch ein hochaktuelles Forschungsthema. Er ist nach einem amerikanischen Psychologen Namens Stroop benannt, der ihn 1935 zum ersten mal beschrieben hat. Da das kleine Experiment über lokale Anker auf dieser Seite gesteuert wird, sollten Sie nicht zu viel scrollen, sondern möglichst die vorgesehenen Links zum blättern benutzen.
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Demonstration 1: Anleitung: Gehen Sie die folgende Tabelle spaltenweise durch und nennen Sie dabei laut die Farben der "X-Reihen" - so schnell wie möglich! (Sie beginnen also links oben mit "blau", "rot", "gelb"....) Schwarz und weiß werden dabei auch als Farben behandelt. Wenn Sie möchten, können Sie Ihre Zeit stoppen, hierfür genügt eine einfache Uhr mit Sekundenzeiger, d.h. es kommt nicht auf Zehntelsekunden an.
Bevor Sie anfangen sollten Sie die Tabelle vorher so zentrieren, daß sie vollständig auf Ihrem Bildschirm erscheint.
und dann los!
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
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XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
XXXX | XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
XXXX | XXXX | XXXX | XXXX | XXXX |
sehr gut!
(Regel Nr. 1 beim Experimentieren: Versuchspersonen immer loben, egal was passiert!) Sicherlich haben Sie nicht geschummelt
und die Übung einfach übersprungen, oder? Falls doch kann ich
Ihnen versichern: Das Ganze ist etwas anstrengend, aber im Grunde eher
langweilig. Es war aber auch noch nicht der Stroop-Effekt, sondern nur
eine Übung zum Aufwärmen. Den Stroop-Effekt werden Sie bei der
nächsten Demonstration kennenlernen - die Sie diesmal durchführen
sollten, wenn Sie die weitere Darstellung verstehen wollen.
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Demonstration 2: der Stroop-Effekt Anleitung: Gehen Sie die folgende Tabelle spaltenweise durch und nennen Sie dabei so schnell wie möglich die Farben der Wörter (Sie beginnen also links oben mit "grün", "blau", "gelb"....). Wichtig: Sie sollen nicht die Wörter selbst vorlesen, sondern nur die Schriftfarben nennen! Wenn Sie möchten, können Sie wieder Ihre Zeit stoppen, um sie mit der vorher gemessenen zu vergleichen.
Bevor Sie anfangen, sollten Sie die Tabelle wieder so zentrieren, daß sie vollständig auf Ihrem Bildschirm erscheint.
und dann los!
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gelb | blau | blau | gelb |
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grün | grün | rot | gelb |
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weiss | gelb | blau | rot |
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rot | rot | gelb | blau |
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blau | rot | grün | rot |
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grün | blau | rot | grün |
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gelb | gelb | blau | blau |
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gelb | grün | grün | gelb |
blau | rot | rot | gelb | grün |
rot | blau | blau | grün | rot |
Werten wir Ihre Erfahrungen zunächst einmal aus. Sie werden bemerkt haben, daß das Nennen der Farben im zweiten Versuch (Farbwörter) weitaus schwieriger war als im ersten (X-Reihen). Sie werden vermutlich mehr Zeit benötigt haben und möglicherweise haben Sie sich ein- oder sogar mehrmals verhaspelt. Genau diese Störung ist der "Stroop-Effekt".
Aber woran liegt das? Sie werden die Erklärung vielleicht ahnen: Der Effekt beruht darauf, daß parallel ablaufende psychologische Verarbeitungsprozesse sich gewissermaßen "in die Quere" kommen, also auf einer sogenannten Interferenz. Das Nennen der Farben ist dabei die primäre Aufgabe, die Konzentration erfordert und bewußt gesteuert werden muß. Der zweite Prozeß, das Lesen, ist eine Fertigkeit, die automatisch, unwillkürlich abläuft und auch nicht unterdrückt werden kann.
Hierzu noch eine kleine Demonstration
Betrachten Sie doch einmal das Wort, das gleich im Zentrum Ihres Monitors erscheint. Aber - bitteschön - ohne es zu lesen:
unmöglich
!
......oder?
Sie sehen also: Lesen ist automatisiert. Wenn man es einmal gelernt und trainiert hat, kann man sich nicht mehr entscheiden, nicht zu lesen. Dieser Sachverhalt ist letztlich für den Stroop-Effekt verantwortlich. Bevor wir dies etwas genauer analysieren noch eine Zwischenbemerkung: Es muß nicht notwendigerweise so sein, daß sich zwei psychologische Prozesse gegenseitig stören. Man kann sich z.B. beim Autofahren durchaus mit einer/m Mitfahrer/in unterhalten. Dies kostet zwar Ressourcen, solange nichts außergewöhnliches geschieht, funktioniert es aber ganz gut (wenn doch, muß man eben Glück haben). Aber kommen wir zurück zum Stroop-Effekt. Die besonders heftige Interferenz kommt hier durch mehrere Faktoren zustande: Zunächst spielt eine wichtige Rolle, daß sich die beiden Prozesse (also Lesen einerseits und Nennen der Farben andererseits) überschneiden. Sie beziehen sich auf den gleichen Reiz (das Farbwort) und greifen auf die gleiche "Output"-Funktion (nämlich den Stimmapparat) zu. Sie hatten gar nicht die Absicht, die gelesenen Wörter laut auszusprechen? Genau das ist die Gemeinheit: Absicht hin, Absicht her, das Lesen läuft einfach von selbst ab, und auch beim stummen Lesen ist die Muskulatur in unserem Stimmapparat sehr beschäftigt, wir bemerken diese "subvokale Aktivität" nur nicht.
Darüber hinaus werden in den beiden Vorgängen (Lesen und Wahrnehmen der Schriftfarbe) widersprüchliche Bedeutungen wahrgenommen und widersprüchliche Reaktionen angestoßen. Dieses Wort signalisiert z.B. "blau" und die Schriftfarbe "grün":
blau
Das Unterdrücken der automatisch gelesenen Bedeutung und der Reaktion, die sie normalerweise auslöst, kostet Aufmerksamkeitsressourcen, die dann für ein schnelles, fehlerfreies Arbeiten beim Nennen der Farben fehlen. Die "falsche" Wortbedeutung ist dabei perfiderweise schon präsent, bevor man die "richtige" Schriftfarbe nennen kann. Das Lesen geht schneller, und deshalb versucht gewissermaßen die "subvokale" Leseaktivität immer wieder, die Kontrolle über die Reaktionen zu übernehmen.
Wenn man die Aufgabe umstellt und die Wörter liest, anstatt die Farben zu benennen, ist immer noch eine gewisse Interferenz vorhanden, dieser "inverse Stroop-Effekt" ist aber sehr viel weniger penetrant. Mit anderen Worten: Man kann die widersprüchlichen Farben der Wörter beim Lesen sehr viel leichter ignorieren als die widersprüchlichen Bedeutungen der Wörter beim Nennen der Farben.
Sie können das in der folgenden Übung noch einmal ausprobieren.
Demonstration 3: der inverse Stroop-Effekt Anleitung: Gehen Sie die folgende Tabelle spaltenweise durch und lesen Sie dabei so schnell wie möglich die Wörter (Sie beginnen also links oben mit "grün", "blau", "gelb"....). Sie sollen diesmal nicht die Schriftfarben nennen, sondern die Wörter lesen. Wenn Sie möchten, können Sie wieder Ihre Zeit stoppen, um sie mit den vorher gemessenen zu vergleichen.
Bevor Sie anfangen, sollten Sie die Tabelle wieder so zentrieren, daß sie vollständig auf Ihrem Bildschirm erscheint.
und dann los!
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gelb | blau | blau | gelb |
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grün | grün | rot | gelb |
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weiss | gelb | blau | rot |
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rot | rot | gelb | blau |
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blau | rot | grün | rot |
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grün | blau | rot | grün |
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gelb | gelb | blau | blau |
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gelb | grün | grün | gelb |
blau | rot | rot | gelb | grün |
rot | blau | blau | grün | rot |
Haben Sie es bemerkt? Obwohl man beim Nennen der Farben ziemlich ins Schleudern kommt, bereitet es kaum Schwierigkeiten, die Wörter zu lesen, obwohl sie ja in "falschen" Farben geschrieben sind. Dies liegt eben daran, daß das Lesen als Fertigkeit so intensiv trainiert ist (man spricht auch von "überlernt"), daß es automatisch, reibungslos und fast ohne Anstrengung abläuft. Man kann den inversen Stroop-Effekt ganz einfach verstärken, indem man die Versuchspersonen das Nennen der Farben einige Male trainieren läßt. In diesem Fall wird das Lesen durch das - dann eben auch automatisiert ausgelöste - Nennen der Farben stärker gestört. Da Sie in den beiden ersten Übungen das Nennen der Farben bereits geübt haben, wird die Interferenz in Ihrem letzten Selbstversuch wahrscheinlich etwas stärker gewesen sein als wenn Sie dieser Aufgabe angefangen hätten. Damit ist die Demonstration zu Ende. Die Konsequenzen, die sich aus dem Stroop-Effekt für das Filter-Modell und das Funktionieren der Aufmerksamkeit im allgemeinen ergeben, werden wieder in dem Artikel dargestellt, der Sie hierher geführt hat.
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