|
Artikel 42 von 44
|
KommDesign.de Galerie schlechter
e-Commerce
Der Elchtest |
|
|
|
Ich brauche ein neues Notebook. Das
alte hat schon einige Jahre auf dem Buckel, was man an der abblätternden
Lackierung merkt, und außerdem macht es merkwürdige Geräusche,
brrllmmsssbbrrll - etwa so wie ein brünftiger Waschbär
(zumindet stelle ich mir das, was ein brünftiger Waschbär
macht, so vor). Ich brauche also ein neues. Nur woher nehmen? Von
Dell habe ich viel Gutes gehört, und außerdem weiss ich,
dass dieses Unternehmen geradezu vorbildliche eCommerce-Aktivitäten
unterhält. Also tippe ich "www.dell.de" in den Browser:
Auf zu Dell!
Schön übersichtlich ist die Seite - und in Windeseile
geladen. In dem Drop-Down Menü links oben ist auch schon
das richtige Land eingestellt, so dass ich jetzt nur noch auf
"weiter" klicken muss, um in den deutschsprachigen Sektor zu gelangen,
um ein schönes Notebook zu kaufen. (Ist ja merkwürdig,
dass man gleich nebenan die Wahl zwischen Privatanwendern, Firmen-
und Großkunden hat, aber immer schön der Reihe nach,
erst also mal zu Dell Deutschland).
|
|
|
(Screenshots vom 01.09.2000) |
Ein Klick auf "weiter" führt mich zu folgender
Seite:
|
|
|
Nun bin ich also auf "Dell Deutschland" gelandet, und dieser
Ort ähnelt irgendwie zum Verwechseln der Seite, von der ich
mich nach "Dell Deutschland" aufgemacht habe, finden Sie nicht
auch? Ja, und wenn ich nicht wüßte, dass es genau
die gleiche Seite ist, würde ich sagen: Die Dinger sehen
sich aber zum Verwechseln ähnlich. Also: Ich war schon längst
auf Dell Deutschland, ich Tölpel! Naja, manche begreifen
es gleich, andere brauchen länger, und damit sie das auch
merken, ist es ganz in Ordnung, sie ein, zwei oder auch drei Mal
auf einen dämlichen Button klicken zu lassen - tut ja nicht
weh.
|
|
Ich weiß nicht wie es Ihnen
geht, bei mir bewirkt ja solcher Design-Quark immer, dass ich irritiert
werde. Und Irritation verträgt sich schlecht mit dem Ausgeben
von Geld für Notebooks. Prompt wird dann auch meine Aufmerksamkeit
unwiderstehlich von dem Slogan "We Know How E Works" angezogen.
Die wissen, was es mit dem verdammten "E" auf sich hat? Ich nicht.
Das muß ich sehen / lesen / hören oder was auch immer.
Also klicke ich auf das Link und lese...
|
|
|
|
|
...was Dell für mein Internet Geschäft tun kann. Herr
Dell zwingt sein kursives Augenmerk auf die IT-Infrastruktur.
Lesen Sie ruhig einmal den Text unter der der Überschrift
"Was kann Dell für Ihr Internet etcpp.". Sie werden ganz
neue Einsichten gewinnen.
Richtig, Mischa, zeig's ihnen! Und da - in der linken Navigationsspalte
- steht dann auch: "Hier finden sie Ihre Lösungen nach
Maß!"
Schön! Vielleicht finde ich da nicht nur eine Lösung,
sondern sogar ein Notebook? Also: Klick!
|
|
|
Jetzt bin ich also dort, wo
ich meine Lösung nach Maß finde, und dieser Ort ähnelt
zum Verwechseln der Seite, von der ich vorher gestartet bin. Wenn
ich nicht wüßte, dass es genau die gleiche Seite
ist, würde ich sagen: Die Dinger sehen sich aber zum Verwechseln
ähnlich (...Moment, hatten wir das nicht schon einmal?). Nun
bin ich ein gebildeter Mensch und ärgere mich eigentlich gerne
gepflegt, in wohlgeformten Sätzen. Hier rutscht mir allerdings
doch ein spontanes und unakademisches aarggh! heraus, ich
kann's einfach nicht unterdrücken.
Der aufgeklärte Power-Surfer wird nun vielleicht sagen:
"Warum hat denn der Trottel nicht gleich auf 'Firmenkunden' geklickt?
Dann wäre doch alles gut gegangen." Natürlich haben
sie Recht. Die Wörter "hätte", "wäre" und "könnte"
sind für jemanden, der benutzerfreundliches Design macht,
unverzichtbar - und deshalb gibt es auch Autounfälle
oder Schiffe bzw. Flugzeuge, die wegen menschlichen Versagens
untergehen bzw. abstürzen, nur im Märchen.
Aber, lieber Herr Dell, haben Sie schon einmal etwas von dem
"Elchtest" gehört? Das war eine interessante Geschichte.
Ein Autokonzern, dessen Namen hier keine Rolle spielt (zumal ihn
ohnehin jeder kennt), mußte für viele Millionen Mark
eine ganze Produktserie umbauen und nachrüsten. Warum? Weil
irgendein Schwede so teuflisch geschickt mit dem Lenkrad schlenkern
konnte, dass die Dinger einfach hingeplumpst sind. Außer
ihm hätten das nur 0,01% der Kunden geschafft, selbst wenn
sie es versucht hätten, aber: Ein Auto ist eine ernste Sache
(Elche übrigens auch), und da konnte man nicht anders als
nachzubessern. Der Kunde ist König - und das Image natürlich
auch.
Aber leider ist das im Internet ganz eindeutig anders. Da baut
man Produkte, die schon umpurzeln, wenn irgendwo ein klitzekleines
Elchbaby hustet, und niemand - außer den Kunden - stört
sich daran. Und die Bilanz:
E doesn't work...
|
|
|
|
|