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Artikel 4 von 44
KommDesign.de — Galerie — schlechte Kommunikation

Familie Duck im Kosovo
   
Ein effektives Werbebanner sollte nicht nur gut gestaltet, sondern auch richtig plaziert sein. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten, daß die Gestaltung sekundär ist, d.h. ein Banner im richtigen inhaltlichen Kontext sehr viel mehr wirkt als eines, das einfach so auf eine Seite mit hohem traffic "hingeklatscht" wird - product placement also.

Das folgende Beispiel, das ich auf der Website des ZDF gefunden habe, zeigt, wie man's macht. Schauen Sie:


Bringen Sie Ihre Familie mit - zum Anstehen im Flüchtlingscamp!

Screenshot vom 13.05.99

 

Es handelt sich hier übrigens nicht um ein statisches Banner, sondern um eines, das im Sekundenrhythmus den Inhalt wechselt. Eine andere Variante ist diese:

Machen Sie mit bei der Party! Anstehen im Flüchtlingscamp

 

 
Ich habe ja lange darüber nachgedacht, ob ich dieses in die Rubrik (a) Zynismus oder (b) Dummheit (Pardon... sagen wir: Gedankenlosigkeit) einordnen soll und bin am Ende zu dem Schlussgekommen, daß es wohl eine Kombination aus beidem ist. Dumm, weil diese absurde Kombination aus Bildern und Botschaften unmißverständlich aufdeckt, daß man bei der Auswahl und Aufbereitung von Informationen auf der eigenen Website die Sensibilität einer Schrottpresse an den Tag legt. Zynisch, weil hier allem Anschein nach Bilder von Flüchtlingselend, Hunger, Krieg, Seuchen und Katastrophen ausgebeutet werden, um Werbeflächen für unsere idiotisch-heile Konsumwelt zu verkaufen.

"Na und?" höre ich Herrn Zett-De-Eff sagen, "das ist im Fernsehen doch genauso, da kommt nach den Nachrichten auch die Werbung, und das ist doch das Gleiche." Mitnichten! Eine Nachrichtensendung mit Bildern von Kosovoflüchtlingen und ein anschließender Werbeblock, in welchem Disney uns für seine erzieherisch wertvollen Produkte erwärmt, finden zwar im gleichen Gerät statt, aber zu verschiedenen Zeitpukten, also sozusagen auf verschiedenen Bühnen. Die besondere Wirkung hier beruht auf der gleichzeitigen Darbietung und Vermischung  der Bilder und Botschaften. Es sieht ja so aus, als würden wir von einer fröhlichen Familie Duck dazu eingeladen, uns eben 'mal in Mazedonien zum Essenfassen anzustellen. Machen Sie mit bei der Party - bringt echt Fun! Und nach der Lupo-Achterbahn mit den drei kleinen Schweinchen machen wir eine Rundfahrt mit dem NATO-Schützenpanzer.....

Wie kann man so etwas verhindern? Erstens: Nachdenken! Wenn man auf einer Site Bereiche unterhält, in welchen regelmäßig Bilder von Katastrophen gezeigt werden, muß man diese eben für Eiapopeia-Werbung Marke Disneyworld sperren. Im eigenen Interesse, aber auch im Interesse der Banner-Kundschaft, der nicht sonderlich daran gelegen sein dürfte, mit ihrer sorgsam ausgetüftelten Werbemessage Bilder von Not und Elend zu garnieren. Zweitens: Besser hinsehen! Das Ganze bemerkt man nur, wenn man sich die Bescherung auch einmal anschaut. Das ZDF bringt ja sicherlich einiges an Man- bzw. Womenpower auf, um seine Site zu betreiben. Da sollte es eigentlich möglich sein, daß jemand gelegentlich die Augen aufmacht um das, was da entsteht, mit Verstand zu betrachten. 

Nach so viel Aufregung haben wir jetzt aber echt Hunger bekommen, und deshalb gibt's noch einen Cheeseburger, Pommes mit Mayo und dazu einen Milchshake "Milosevic".

die
Ähnlichkeit
des
W-W-W
mit
einem
Fernseher

ist
eher
äußerlich

 
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© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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