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Die versteckte HomepageLinks, die vielleicht Links sind
 
Artikel 12 von 44
KommDesign.de — Galerie — schlechte Links und Menüs

Links, die keine sind
 

Einige Websites erfreuen uns mit Scheinlinks, die zwar so aussehen, als ob sie Links wären und auch zum Klicken einladen - aber dann nach vollzogener Handlung eben doch nur einfache Grafiken oder Texte sind (abgelinkt!). Hierzu ein Beispiel aus der Website eines Internet-Dienstleisters, den es mittlerweile nicht mehr gibt, sodass ich den Namen verschweigen kann.

Auf den ersten Blick sieht man hier eine Menueleiste (die gelb unterlegten Rechtecke). 
Menueleiste, die keine ist Wahrscheinlich sind das Navigationsbuttons? Nein ich korrigiere mich: Bestimmt sind das Navigationsbuttons! Es müssen Navigationsbuttons sein, denn sie sehen sehr danach aus, finden Sie nicht? Denkste! Wenn man die Felder anmaust geschieht - nichts.

Es gibt aber auch Scheinlinks, die etwas subtiler sind. Einen sehr interessanten Fall findet man auf der Website der Messe Stuttgart. Dort kann man sich - Service, Service! - einen Stadtplan der Innenstadt anzeigen lassen, eine bescheidene, nur 423.830 Byte große Grafik auf 797x528 Pixeln, die sich zur rush hour in nur wenigen Minuten vollständig aufgebaut hat. Aber das Warten lohnt sich! Hier ein Ausschnitt:

 
Stadtplan mit merkwürdigen roten Punkten
 
 
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Alles ist da, Büchsen-Straße, Neues Schloss, Haus der Wirtschaft, Berliner Platz, Dorotheenstr., und alles in Dreiviertelvonobenpanoramafarbteilansicht  - wunderbar! Und die lustigen roten Punkte? Ich vermute, das sind Links, die es uns neugierigen Sufer(innen) erlauben, genauere Informationen zu einem Gebäude abzurufen.... oder eine Detailansicht.... oder ein Bild des Gebäudes.... oder... 

Natürlich verrenke ich mich hier völlig umsonst, denn Sie haben es ja schon längst geahnt: Die knalligen roten Punkte sind keine Links. Sie knallen völlig nutzlos vor sich hin, einfach so, weil - mmh - weil sie so schön knallen. (Ich muß allerdings sagen, dass die Farbtiefe der Grafik hier auf 16 reduziert ist. Im Original haben die Farben des Plans etwas mehr Intensität, ich wollte Ihnen und Ihrem Browser hier aber nicht einmal annähernd 423.830 Byte zumuten).

Was ist davon zu halten? Ich möchte es so sagen. Wenn ich für ein Bildschirmelement einen maximalen Aufmerksamkeitswert erreichen möchte, dann rangiert die Ausgestaltung als gefüllter roter Kreis vor einem Hintergrund mit relativ schwachem Farbkontrast auf den vordersten Plätzen - dicht hinter einer hektisch blinkenden Aufschrift.... 
 
 

"Klick mich! Sofort!
Oder Du bist des Todes!"

 

Und dort, wo man den Blick der Betrachter/innen zwangsweise hinlenkt und sie zum Klicken auffordert, sollte nicht einfach Nichts sein, sondern Etwas, Irgendetwas - und sei es auch nur etwas Kleines, ein klitzekleines Etwaschen. Einfach gar keine Funktion einzubauen, das ist ein Verbrechen. Und dafür habe ich kein Verständnis. Aber ich habe immerhin eine eine Theorie wie es dazu gekommen ist: 
 

Es ist Fasching in der Stuttgarter Messe, und da bleibt traditionsgemäß weder Auge noch Kehle trocken. Auch in dem Raum, in dem der Scanner steht, geht es wieder einmal ziemlich hoch her. Von der vorüberwankenden Polonaise aus regnen einige rote Konfetti-Teilchen auf die offen stehende Scheibe des Scanners, was im Trubel niemand bemerkt....

Am Aschermittwoch wird der Stadtplan aufgelegt und eingescannt. Das ist eine Sache, die keinen Aufschub duldet, denn der Internet-Auftritt soll noch in dieser Woche online gehen. Durch die Nachwirkungen des Alkoholkonsums hat der verantwortliche Mitarbeiter aber keine Brille auf (diese Kopfschmerzen!), und auch seine Wachheit und Konzentration lassen sehr zu wünschen übrig. Und so passiert es dann: Die roten Schnipselchen bleiben liegen und werden glatt mitgescannt.

 

Ja, genau so muss es gewesen sein. Denn dass jemand einen Plan, der dafür gemacht ist, irgendwo in einer Vitrine aufgehängt oder einem Faltblatt beigelegt zu werden, einfach so einscannt und ebenso unveränderter- wie hochauflösenderweise ins Web klatscht (ohne sich vorher Gedanken darüber zu machen, ob das Sinn macht) mag ich nicht glauben.

 
 
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Noch ein Beispiel: 

Dieser Screenshot stammt von der Website des Möbelhauses Mann Mobilia. Bitte genießen Sie unbedingt den Text. Es lohnt sich!
eine Placebo-Möbelauswahl

"Die Strömung der Zeit fest im Blick..." - ja, in der Tat, hier steht jemand vortrefflich seinen Mann (!), furchtlos in der Brandung der Stuhlbeine und Pressspanplatten, sozusagen. Verbraucherfreundlich und qualitätsbewusst bietet man(n) den Einstieg in die Produktwelt "mit viel Geschmack vom kleinen Preis bis zum Besten vom Besten". Und der solcherart auf ein Kauferlebnis ersten Ranges eingestimmte Verbraucher klickt sich gleich den Mauszeiger wund, denn hinter den einladenden Produktkategorien, die wie Links aussehen, sind keine Links, sondern ein unverwechselbares, multifunktionales - NICHTS. 

Da beschleicht mich der Verdacht, dass die Schranktüren bei den mannhaften Produkten bombenfest zugeleimt sind.

verbraucher-
freundlich
und
qualitätsbewusst

?

 
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© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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