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Artikel 8 von 34
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KommDesign.de Texte Aufmerksamkeit
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Über Aufmerksamkeiten: schweben und fokussieren
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Noch einmal: Was ist eigentlich Aufmerksamkeit?
Ein Exkurs in die Wissenschaftspraxis
Schwebende Aufmerksamkeit
Fokussierte Aufmerksamkeit
Vergleich und Gegenüberstellung
Was heißt das jetzt für die Praxis?
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Noch einmal: Was ist eigentlich Aufmerksamkeit?
Das Modell "präattentiver Prozesse", das
im vorigen Artikel vorgestellt und begründet wurde, zeigt:
Aufmerksamkeit ist nicht immer bewußt, und sie ist auch
nicht immer kontrolliert. Darüber hinaus sind die Grenzen,
die uns als "Spanne" unserer Aufmerksamkeit erscheinen, eigentlich
sehr viel weiter gesteckt als es scheint, d.h. wir analysieren
vieles, ohne es überhaupt zu "bemerken". Wenn ich hier die
Formulierungen wie "nicht immer" und "eigentlich" gebrauche, bedeutet
dies allerdings, daß es durchaus Sinn macht, von Kontrolle
und begrenzter Kapazität zu sprechen. Das lehrt uns ja unsere
tägliche Erfahrung - und Theorien, die unserer alltäglichen
Erfahrung zuwiderlaufen sind zwar oftmals interessant, aber meistens
falsch oder zumindest unvollständig.
Leider ist die Sache damit recht schwammig geworden.
Wo ist sie denn nun, die Aufmerksamkeit? Der Vorteil einer intuitiven
Auslegung des Wortes ist ja, daß sie schön klar ist.
Etwa so: Wir haben gewissermaßen ein Männlein
(oder auch Weiblein) im Kopf, das sich die über die Sinne
einlaufenden Informationen anschaut und dann diejenigen auswählt,
die zu unseren Zielen passen. Dieser Vorgang des Auswählens
ist das, was man dann Aufmerksamkeit nennt. Schön! Dann muß
man jetzt also nur noch die Frage klären, welche Prozesse
eigentlich die Aufmerksamkeit des Männleins steuern, weil:
das ist ja - im mehrfachen Wortsinn - die entscheidende Instanz.
Dies kann nun aber nur ein zweites Männlein sein, das im
Kopf des ersten sitzt und die Informationen anschaut und auswählt,
die dieses anschaut und auswählt. Und das dritte Männlein
im Kopf des zweiten lauert schon, um die Informationen anzuschauen
und auszuwählen, welche dieses für das erste anschaut
und auswählt, so daß dieses sie schließlich für
uns anschauen und auswählen kann. So kann man weitermachen,
bis man beim vierzigsten Männlein angekommen ist und entkräftet
aufgeben muß. Das Ganze führt weder zu einer Antwort
noch zu einem Ende.
Wenn es nun aber keinen Filter - zumindest keinen
einfachen - und kein Männlein gibt? Wenn wir anscheinend
die Dinge kontrollieren (den Eindruck haben wir zumindest) aber
trotzdem das Ruder jederzeit an dubiose "präattentive Prozesse"
abgeben müssen, wenn wir experimentell keine klaren Kapazitätslimits
haben und doch überall an Kapazitätsgrenzen stoßen
- was hat es dann mit der Aufmerksamkeit auf sich?
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Ein Exkurs in die Wissenschaftspraxis
Wenn man in der Wissenschaft mit derartigen Widersprüchen
bei der Beschreibung eines Phänomens oder "Dinges" konfrontiert
wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
(a) Man
konzentriert sich auf eine einfache, überschaubare Alternative
und bekämpft fortan alles, was dieser zu widersprechen
scheint, mit allen Mitteln und an allen Fronten. Mächtige
Leute, sogenannte Koryphäen, sind mit dieser Strategie
oft sehr erfolgreich und können die endgültige Entlarvung
tumber Irrtümer oft sogar bis nach ihrem Ableben hinauszögern.
Da kümmert es sie dann verständlicherweise nicht weiter.
(b) Man
tut so, als sei alles in Ordnung und hofft, daß niemand
es bemerkt (die Chancen dafür sind gar nicht so schlecht,
schließlich gibt es oft nur ein Dutzend Spezialisten,
die überhaupt lesen und verstehen können, was man
da so fabriziert). Dies wäre etwas für hoffnungsvollen
Nachwuchs, der dann irgendwann auf die Alternative (a) überschwenken
kann.
(c) Man sucht sich kurzerhand einen
neuen Forschungsgegenstand, der sich dann aber leider nach einigen
Jahren meist ähnlich bockig anstellt.
(d) Man sucht sich einen anderen Beruf,
und zwar einen, in dem die Dinge ganz bestimmt das sind, was
sie vorzugeben scheinen.
Natürlich kommen diese Alternativen für
uns nicht in Frage. Es gibt noch eine:
(e) Man
zerlegt das fragliche Phänomen kurzerhand in mehrere unabhängige
Bestandteile und postuliert, daß jeder davon eine eigene
Theorie braucht. Damit hat man das Problem zwar noch nicht gelöst,
aber immerhin: zunächst einmal ist der Rücken frei.
Wenn es dann noch glückt, die einzelnen Bruchstücke
für sich zu entwickeln, mit Daten zu untermauern und eine
Rahmentheorie zu finden, die das alles integriert, hat man gewonnen
- die Wissenschaft ist einen Schritt weiter (bis zum nächsten
Widerspruch).
Was bedeutet das jetzt aber genau in Hinblick
auf unser Problem, also das Verstehen von Aufmerksamkeit? Wir
nehmen an, daß es von der Situation oder der zu lösenden
Aufgabe abhängt, welche Art des Denkens und Wahrnehmens (kontrolliert
vs. nicht kontrolliert, mit vs. ohne Kapazitätslimit, bewußt
vs. unbewußt) dominiert. Und da Aufmerksamkeit etwas mit
Kontrolle, Limits und Bewußtsein zu tun hat, kommen wir
also zu dem Schluß, daß es mehrere Aufmerksamkeiten
gibt. Das klingt nur deshalb merkwürdig, weil unsere Alltagssprache
nur ein Wort für Aufmerksamkeit kennt. Tatsächlich gibt
es schon entsprechende Erklärungsansätze, die recht
gut bekannt und untersucht sind. Für unsere Zwecke ist die
Unterscheidung von "schwebender" und "fokussierter" Aufmerksamkeit
besonders geeignet.
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Schwebende
Aufmerksamkeit
Eine Schwebende Aufmerksamkeit liegt vor, wenn wir eine
breite Menge an Informationen "parallel" aufnehmen und relativ
oberflächlich verarbeiten, ohne uns um Einzelheiten zu kümmern.
Das freie, ziellose Scannen von Internet-Seiten ist ein ausgezeichnetes
Beispiel hierfür: Hierbei werden die Inhalte einer Seite
in groben Blickbewegungen überflogen bzw. quergelesen, und
die verschiedensten Dinge werden kurz registriert. Der Informationsdurchfluss
und die Verarbeitungskapazität sind also sehr hoch. Die Wahrnehmung
kommt dabei nicht (jedenfalls nicht gleich) zum Stehen, d.h. sie
beachtet weder nur das, was besonders hervorsticht, noch frißt
sie sich an Details fest. Damit dies funktionieren kann, muß
die schwebende Aufmerksamkeit relativ offen, also unsystematisch
gesteuert sein, das Bewußtsein muß sich ausklinken
und die Dinge laufen lassen. Es darf keine zu eng gesteckten Kriterien
dafür geben, was wichtig oder unwichtig ist - dann würde
sich die Aufmerksamkeit ja irgendwo festsaugen und Dinge, die
auf den ersten Blick vielleicht uneindeutig oder unwichtig erscheinen,
ausblenden. Gerade dies, das Wahrnehmen und Analysieren uneindeutiger
oder auch ungewöhnlicher Informationen, ist aber die
besondere Stärke der schwebenden Aufmerksamkeit. Ihre Aufgabe
ist nicht nur, uns einen Überblick über große
Informationsmengen zu verschaffen, sondern auch Bedeutungen wahrzunehmen,
die versteckt, unscharf, uneindeutig sind, also zwischen den Zeilen
stecken. Diesen Funktionen entsprechend wird sie vor allem eingeschaltet,
wenn wir entweder ohne festgesteckte Ziele und Erwartungen in
einer komplexen Situation stehen, oder wenn wir beim Lösen
eines Problems steckenbleiben und nach einem "ganz anderen Dreh"
suchen. Zum Abschluß noch ein wesentlicher Punkt: Die schwebende
Aufmerksamkeit kann auf alle Arten von Informationen reagieren,
seien es Symbole, Text, Musik, räumliche Konfigurationen,
und diese miteinander in Beziehung zu setzen.
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Fokussierte
Aufmerksamkeit
Die fokussierte Aufmerksamkeit ist hierzu komplementär.
Sie tritt auf, wenn wir mit einem bestimmten Ziel nach einer Information
suchen oder eine geordnete Handlung ausführen. Bleiben wir
im Web: Ich habe gerade ein Formular ausgefüllt und suche
nun nach dem Absende-Knopf. Hier gibt es eindeutige Vorgaben für
die Aufmerksamkeit und es wäre mehr als unsinnig, jetzt breit-global
oder holistisch (ganzheitlich) wahrzunehmen und mich von allem
möglichen anregen zu lassen. Ich brauche einen Knopf, und
zwar den richtigen, sonst nichts. Im Zustand der fokussierten
Aufmerksamkeit werden also nur die aktuell passenden Informationen
wahrgenommen, alles störende wird so weit wie möglich
unterdrückt oder ausgefiltert. Die Verarbeitungskapazität
ist dabei im Vergleich zur schwebenden Aufmerksamkeit gewissermaßen
"umverteilt", d.h. es können nur relativ wenige Informationen
gleichzeitig beachtet, diese dann aber sehr tiefgehend analysiert
werden. Weiter ist fokussierte Aufmerksamkeit mit "seriellen"
Denk- oder Handlungsprozessen gekoppelt, also Vorgängen,
bei welchen es eine systematische Folge von Schritten gibt, die
zu einem bestimmten Ziel (z.B. dem Abschicken eines Formulars)
führen. Hier ergibt sich zugleich ihre Funktion: Das bewußte
Steuern von geordneten Handlungen und Denkvorgängen. Da hierbei
sprachliche Vorgänge oft eine wichtige Rolle spielen, ist
die bevorzugte Modalität sprachlich
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Vergleich und Gegenüberstellung
Die folgende Tabelle gibt noch einmal ein
Überblick über die Merkmale der beiden Aufmerksamkeitstypen:
Schwebende Aufmerksamkeit |
Fokussierte Aufmerksamkeit |
viele Informationen werden gleichzeitig
beachtet ("parallele Verarbeitung") |
wenige Informationen werden seriell verarbeitet |
kein eindeutiges Kapazitätslimit |
enges Kapazitätslimit |
sehr sensibel für Ablenkung |
hohe Resistenz gegen Ablenkung |
Wahrnehmung uneindeutiger, widersprüchlicher
Informationen |
Suchen eindeutiger Informationen, Steuerung
von Handlungen |
reagiert eher unsystematisch auf Informationen |
reagiert gezielt, mit klaren Prioritäten
auf Informationen |
Bewußtsein tritt in den Hintergrund |
bewußt kontrolliert |
tritt auf, wenn es keine gerichteten Motivationen
oder Ziele gibt |
tritt auf in Verbindung mit der Verfolgung
eines konkreten Ziels |
reagiert auf / verarbeitet alle
Arten von Information in allen Sinneskanälen |
reagiert auf / verarbeitet sprachliche
Information |
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Zur Veranschaulichung greifen wir
jetzt noch einmal zur Taschenlampenmetapher aus dem vorigen Artikel.
Bei schwebender Aufmerksamkeit ist deren Lichtkegel weit eingestellt,
d.h. es wird ein großer Umweltausschnitt beleuchtet, dies
aber nicht sonderlich hell. Man kann also einen großen Ausschnitt
der Umwelt und lockere Zusammenhänge gut sehen, aber keine
Details erkennen. Bei fokussierter Aufmerksamkeit wird das Licht
auf einem Punkt gebündelt (eben: fokussiert). Jetzt kann man
dort jedes Detail genau erkennen und analysieren, aber außen
herum bleibt es dunkel. So in etwa kann man sich das Funktionieren
und die Arbeitsteilung der beiden Aufmerksamkeiten vorstellen.
Man könnte nun noch sehr viel mehr hierzu sagen, für
das grundlegende Verständnis dessen, was die beiden Aufmerksamkeitstypen
"sind" und wie man sie vielleicht ansprechen kann - hierzu gleich
noch mehr -, sollten diese Informationen jedoch ausreichen. Erwähnenswert
ist noch, daß es eine ganze Reihe sogenannter "dualer" Verhaltenstheorien
gibt, die alle auf der Annahme aufbauen, unser Nervensystem sei
nach einem zweigleisigen Prinzip wie dem hier als "fokussiert
vs. schwebend" bezeichneten organisiert. Das Gleichgewicht zwischen
diesen Systemen bzw. die Möglichkeit, flexibel hin- und herschalten
zu können, wird dann als entscheidender Faktor für gesundes,
erfolgreiches, angepaßtes Verhalten gesehen. Man kann dies
sogar mit zentralnervösen Instanzen bis hin zu den beiden
Hirnhälften in Verbindung bringen (schwebende Aufmerksamkeit
ist eine Funktion der rechten, fokussierte Aufmerksamkeit eine
Funktion der linken Hemisphäre). All dies ist ungemein interessant,
führt uns jedoch viel zu weit weg vom Web.
Wenn man Bilanz zieht, wird jedenfalls verständlich, warum
es so schwierig ist, Aufmerksamkeit gewissermaßen als "ein
Ding" zu definieren oder zu beschreiben.
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Was heißt
das jetzt für die Praxis?
Eine gute Frage. Die wichtigste Konsequenz: Beim
Design einer Website oder auch einzelner Seiten sollte man sich
gelegentlich fragen: Welchen Aufmerksamkeitszustand kann ich bei
meinen Besucher/innen voraussetzen? Oder: Welchen Aufmerksamkeitszustand
braucht es, um diese oder jene Seite gut verstehen und mit ihr
arbeiten zu können? Mit dem Wissen, daß die beiden
Aufmerksamkeitsarten immer mit motivationalen Zuständen -
nämlich dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein eines
klaren Ziels - gekoppelt sind, können wir dann einiges
erklären und vorhersagen. Ich möchte dies an vier Beispielen
demonstrieren:
1. Beispiel: Es gibt Personen, die eine Site
mit einem festen Ziel erreichen, z.B. möchten sie schnell
via E-Mail mit einer zuständigen Person Kontakt aufnehmen.
Diese befinden sich in einem Zustand fokussierter Aufmerksamkeit,
und sie haben natürlich - und völlig zu Recht - nur
ihr eigenes Anliegen im Sinn. Eine ideale Site bietet das
Gesuchte nun gut sichtbar an und stellt innerhalb eines Mausklicks
ein Formular zur Verfügung, mit dessen Hilfe die Benutzer/innen
ihre Botschaft formulieren und absenden können. Sie vermeidet
dabei allzuviel visuelles Tamtam, da dieses nicht nur ablenkt,
sondern auch der sprachlichen Orientierung der fokussierten Aufmerksamkeit
zuwiderläuft. Eine schlechte Website lädt ihr verdutztes
Publikum zuallererst dazu ein, zwischen einer Flash-animierten,
einer JAVA- oder einer "plain HTML-Version" zu wählen, packt
das E-Mail-Link hinter eine coole Animation, die wie ein Banner
aussieht, verlangt von den Benutzer/innen eine Selbstklassifikation
als Interessent, Kunde, Jobsuchender oder Lieferant, brennt noch
ein kleines Feuerwerk ab und fragt dann, ob man Infomaterial bestellen
möchte. Schlecht ist das deshalb, weil ein solches Design
für jemanden mit einem Ziel und einer fokussierten Aufmerksamkeit
völlig ungeeignet ist. Zu viel ablenkende Informationen,
zu komplex, zu indirekt, zu viele Schritte bis zum Ziel - frustrierend,
schlecht.
2. Beispiel: Einige Web-Sites, z.B. "Portalseiten",
zwängen 40 Links auf die Startseite in dem - gut gemeinten
- Bemühen, dem Benutzer eine rasche Orientierung zu geben
und unnötige "Klicks" zu ersparen. Das Problem
mit diesem Konzept ist, daß es für eine schwebende
Aufmerksamkeit entworfen ist. Dieser macht es weiter nichts aus,
40 Links zu scannen und eines auszuwählen, das einigermaßen
interessant klingt. Ein Besucher mit schwebender Aufmerksamkeit
kann auf alles, was man anbietet, reagieren. Eine Person mit einem
Ziel und fokussierter Aufmerksamkeit ist davon glatt überfordert.
30 Optionen passen nicht in ihren Arbeitsspeicher, sehr viel irrelevante
Information muß verarbeitet werden, und da dieses Konzept
darüber hinaus häufig dazu führt, daß die
einzelnen Links (aus Raumgründen) wenig aussagefähig
sind, ist auch ein rasches Abgleichen mit den aktuellen Zielen
oft schwierig.
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3. Beispiel: Auf der Startseite einer
neuen "Visitenkarte im Netz"-Website wird ein beträchtlicher
Anteil des Publikums eher eine schwebende Aufmerksamkeit mitbringen,
um einfach mal zu sehen, "was es da so zu tun gibt...". Die üblichen
Einheits-Links "Info, News, Produkte, Kontakt, Wir über uns"
in Einheitsfarbe auf grauen Hintergrund bieten da alles andere als
ein attraktives Angebot. Die Benutzer/innen werfen eine enorme Aufnahmekapazität
ins Rennen, um sich mit allen Sinnen zu informieren und anregen
zu lassen - und laufen ins Messer der Langeweile. Animationen oder
coole Effekte retten da dann auch nichts mehr, die machen in aller
Regel nur ihren Herstellern Spaß. Umgekehrt hat jemand mit
festem Ziel und fokussierter Aufmerksamkeit aber kein Problem mit
einem solchen Auftritt. Alles schön übersichtlich und
geordnet, keine Ablenker, alles eindeutig, alles textunterstützt,
keine irrelevante Information - prima!
4. Beispiel: Jemand mit einem Ziel und fokussierter Aufmerksamkeit
wird gerne von einer - gut funktionierenden - Suchfunktion Gebrauch
machen. Sein Ziel ist ja nicht, im Web herumzusurfen, sondern
ein Ziel zu erreichen, und wenn ihn die Suche nach einem Schlüsselwort
mit einem Klick dort hinführt, ist das genau das, was er/sie
möchte. Die Suchfunktion hat außerdem den Vorteil,
daß sie auf die Wahrnehmungs- und Denkressourcen einer fokussierten
Aufmerksamkeit abgestimmt ist. Die Frage ist dann allerdings,
wie gut die Ergebnisse sind. Wenn die Suche zu einem "Mega-Hit"
(sagen wir, 30 Dokumente) führt, ist der Spaß vorbei,
weil ein solcher Informationswust mit dem punktgenauen Verfolgen
eines Ziels überhaupt nicht vereinbar ist. Für den gelockerten
Denk- und Wahrnehmungsstil der schwebenden Aufmerksamkeit ist
es andererseits nicht weiter schlimm, eine Seite mit 30 Links
scannen zu müssen.
Dies mag genügen um zu zeigen, wie man das Konzept der "schwebenden
vs. fokussierten Aufmerksamkeit" für die Analyse und Konstruktion
von Internet-Seiten adaptieren kann. Ich möchte allerdings
nicht den Eindruck erwecken, hier eherne Wahrheiten verbreiten
zu wollen. Obwohl die allgemeinen Zusammenhänge sehr gut
belegt sind, gibt es wenig wirklich ernstzunehmende Daten über
das Funktionieren der Aufmerksamkeiten im Web. Immerhin: es gibt
Begriffe, mit deren Hilfe man zumindest etwas systematischer über
Gestaltungsprobleme im Web nachdenken kann, und die beiden Aufmerksamkeiten
gehören für mich hier zu den interessantesten. Und es
ist keine graue Theorie. Eine schöne Demonstration, wie Aufmerksamkeitsstile
sich auf die Wahrnehmung von Bannern auswirken, finden Sie in
einem Beitrag im Journal of Digital Information:
http://jodi.ecs.soton.ac.uk/Articles/v02/i01/Pagendarm/
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