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Aufmerksamkeit (2): Die GrundlagenAufmerksamkeit (4): Aufmerksamkeitsgesetze
Artikel 8 von 34

KommDesign.de — Texte — Aufmerksamkeit (3)

Über Aufmerksamkeiten: schweben und fokussieren

Noch einmal: Was ist eigentlich Aufmerksamkeit?
Ein Exkurs in die Wissenschaftspraxis
Schwebende Aufmerksamkeit
Fokussierte Aufmerksamkeit
Vergleich und Gegenüberstellung
Was heißt das jetzt für die Praxis?

 
   
 Noch einmal: Was ist eigentlich Aufmerksamkeit?

Das Modell "präattentiver Prozesse", das im vorigen Artikel vorgestellt und begründet wurde, zeigt: Aufmerksamkeit ist nicht immer bewußt, und sie ist auch nicht immer kontrolliert. Darüber hinaus sind die Grenzen, die uns als "Spanne" unserer Aufmerksamkeit erscheinen, eigentlich sehr viel weiter gesteckt als es scheint, d.h. wir analysieren vieles, ohne es überhaupt zu "bemerken". Wenn ich hier die Formulierungen wie "nicht immer" und "eigentlich" gebrauche, bedeutet dies allerdings, daß es durchaus Sinn macht, von Kontrolle und begrenzter Kapazität zu sprechen. Das lehrt uns ja unsere tägliche Erfahrung - und Theorien, die unserer alltäglichen Erfahrung zuwiderlaufen sind zwar oftmals interessant, aber meistens falsch oder zumindest unvollständig. 

Leider ist die Sache damit recht schwammig geworden. Wo ist sie denn nun, die Aufmerksamkeit? Der Vorteil einer intuitiven Auslegung des Wortes ist ja, daß sie schön klar ist. Etwa so:  Wir haben gewissermaßen ein Männlein (oder auch Weiblein) im Kopf, das sich die über die Sinne einlaufenden Informationen anschaut und dann diejenigen auswählt, die zu unseren Zielen passen. Dieser Vorgang des Auswählens ist das, was man dann Aufmerksamkeit nennt. Schön! Dann muß man jetzt also nur noch die Frage klären, welche Prozesse eigentlich die Aufmerksamkeit des Männleins steuern, weil: das ist ja - im mehrfachen Wortsinn - die entscheidende Instanz. Dies kann nun aber nur ein zweites Männlein sein, das im Kopf des ersten sitzt und die Informationen anschaut und auswählt, die dieses anschaut und auswählt. Und das dritte Männlein im Kopf des zweiten lauert schon, um die Informationen anzuschauen und auszuwählen, welche dieses für das erste anschaut und auswählt, so daß dieses sie schließlich für uns anschauen und auswählen kann. So kann man weitermachen, bis man beim vierzigsten Männlein angekommen ist und entkräftet aufgeben muß. Das Ganze führt weder zu einer Antwort noch zu einem Ende.

Wenn es nun aber keinen Filter - zumindest keinen einfachen - und kein Männlein gibt? Wenn wir anscheinend die Dinge kontrollieren (den Eindruck haben wir zumindest) aber trotzdem das Ruder jederzeit an dubiose "präattentive Prozesse" abgeben müssen, wenn wir experimentell keine klaren Kapazitätslimits haben und doch überall an Kapazitätsgrenzen stoßen - was hat es dann mit der Aufmerksamkeit auf sich?

 
 
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Ein Exkurs in die Wissenschaftspraxis

Wenn man in der Wissenschaft mit derartigen Widersprüchen bei der Beschreibung eines Phänomens oder "Dinges" konfrontiert wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

(a) Man konzentriert sich auf eine einfache, überschaubare Alternative und bekämpft fortan alles, was dieser zu widersprechen scheint, mit allen Mitteln und an allen Fronten. Mächtige Leute, sogenannte Koryphäen, sind mit dieser Strategie oft sehr erfolgreich und können die endgültige Entlarvung tumber Irrtümer oft sogar bis nach ihrem Ableben hinauszögern. Da kümmert es sie dann verständlicherweise nicht weiter.

(b) Man tut so, als sei alles in Ordnung und hofft, daß niemand es bemerkt (die Chancen dafür sind gar nicht so schlecht, schließlich gibt es oft nur ein Dutzend Spezialisten, die überhaupt lesen und verstehen können, was man da so fabriziert). Dies wäre etwas für hoffnungsvollen Nachwuchs, der dann irgendwann auf die Alternative (a) überschwenken kann.

(c) Man sucht sich kurzerhand einen neuen Forschungsgegenstand, der sich dann aber leider nach einigen Jahren meist ähnlich bockig anstellt.

(d) Man sucht sich einen anderen Beruf, und zwar einen, in dem die Dinge ganz bestimmt das sind, was sie vorzugeben scheinen.

Natürlich kommen diese Alternativen für uns nicht in Frage. Es gibt noch eine: 

(e) Man zerlegt das fragliche Phänomen kurzerhand in mehrere unabhängige Bestandteile und postuliert, daß jeder davon eine eigene Theorie braucht. Damit hat man das Problem zwar noch nicht gelöst, aber immerhin: zunächst einmal ist der Rücken frei. Wenn es dann noch glückt, die einzelnen Bruchstücke für sich zu entwickeln, mit Daten zu untermauern und eine Rahmentheorie zu finden, die das alles integriert, hat man gewonnen - die Wissenschaft ist einen Schritt weiter (bis zum nächsten Widerspruch). 

Was bedeutet das jetzt aber genau in Hinblick auf unser Problem, also das Verstehen von Aufmerksamkeit? Wir nehmen an, daß es von der Situation oder der zu lösenden Aufgabe abhängt, welche Art des Denkens und Wahrnehmens (kontrolliert vs. nicht kontrolliert, mit vs. ohne Kapazitätslimit, bewußt vs. unbewußt) dominiert. Und da Aufmerksamkeit etwas mit Kontrolle, Limits und Bewußtsein zu tun hat, kommen wir also zu dem Schluß, daß es mehrere Aufmerksamkeiten gibt. Das klingt nur deshalb merkwürdig, weil unsere Alltagssprache nur ein Wort für Aufmerksamkeit kennt. Tatsächlich gibt es schon entsprechende Erklärungsansätze, die recht gut bekannt und untersucht sind. Für unsere Zwecke ist die Unterscheidung von "schwebender" und "fokussierter" Aufmerksamkeit besonders geeignet.

 
 
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Schwebende Aufmerksamkeit

Eine Schwebende Aufmerksamkeit liegt vor, wenn wir eine breite Menge an Informationen "parallel" aufnehmen und relativ oberflächlich verarbeiten, ohne uns um Einzelheiten zu kümmern. Das freie, ziellose Scannen von Internet-Seiten ist ein ausgezeichnetes Beispiel hierfür: Hierbei werden die Inhalte einer Seite in groben Blickbewegungen überflogen bzw. quergelesen, und die verschiedensten Dinge werden kurz registriert. Der Informationsdurchfluss und die Verarbeitungskapazität sind also sehr hoch. Die Wahrnehmung kommt dabei nicht (jedenfalls nicht gleich) zum Stehen, d.h. sie beachtet weder nur das, was besonders hervorsticht, noch frißt sie sich an Details fest. Damit dies funktionieren kann, muß die schwebende Aufmerksamkeit relativ offen, also unsystematisch gesteuert sein, das Bewußtsein muß sich ausklinken und die Dinge laufen lassen. Es darf keine zu eng gesteckten Kriterien dafür geben, was wichtig oder unwichtig ist - dann würde sich die Aufmerksamkeit ja irgendwo festsaugen und Dinge, die auf den ersten Blick vielleicht uneindeutig oder unwichtig erscheinen, ausblenden. Gerade dies, das Wahrnehmen und Analysieren uneindeutiger oder auch ungewöhnlicher Informationen, ist aber die besondere Stärke der schwebenden Aufmerksamkeit. Ihre Aufgabe ist nicht nur, uns einen Überblick über große Informationsmengen zu verschaffen, sondern auch Bedeutungen wahrzunehmen, die versteckt, unscharf, uneindeutig sind, also zwischen den Zeilen stecken. Diesen Funktionen entsprechend wird sie vor allem eingeschaltet, wenn wir entweder ohne festgesteckte Ziele und Erwartungen in einer komplexen Situation stehen, oder wenn wir beim Lösen eines Problems steckenbleiben und nach einem "ganz anderen Dreh" suchen. Zum Abschluß noch ein wesentlicher Punkt: Die schwebende Aufmerksamkeit kann auf alle Arten von Informationen reagieren, seien es Symbole, Text, Musik, räumliche Konfigurationen, und diese miteinander in Beziehung zu setzen.   

 
 
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Fokussierte Aufmerksamkeit

Die fokussierte Aufmerksamkeit ist hierzu komplementär. Sie tritt auf, wenn wir mit einem bestimmten Ziel nach einer Information suchen oder eine geordnete Handlung ausführen. Bleiben wir im Web: Ich habe gerade ein Formular ausgefüllt und suche nun nach dem Absende-Knopf. Hier gibt es eindeutige Vorgaben für die Aufmerksamkeit und es wäre mehr als unsinnig, jetzt breit-global oder holistisch (ganzheitlich) wahrzunehmen und mich von allem möglichen anregen zu lassen. Ich brauche einen Knopf, und zwar den richtigen, sonst nichts. Im Zustand der fokussierten Aufmerksamkeit werden also nur die aktuell passenden Informationen wahrgenommen, alles störende wird so weit wie möglich unterdrückt oder ausgefiltert. Die Verarbeitungskapazität ist dabei im Vergleich zur schwebenden Aufmerksamkeit gewissermaßen "umverteilt", d.h. es können nur relativ wenige Informationen gleichzeitig beachtet, diese dann aber sehr tiefgehend analysiert werden. Weiter ist fokussierte Aufmerksamkeit mit "seriellen" Denk- oder Handlungsprozessen gekoppelt, also Vorgängen, bei welchen es eine systematische Folge von Schritten gibt, die zu einem bestimmten Ziel (z.B. dem Abschicken eines Formulars) führen. Hier ergibt sich zugleich ihre Funktion: Das bewußte Steuern von geordneten Handlungen und Denkvorgängen. Da hierbei sprachliche Vorgänge oft eine wichtige Rolle spielen, ist die bevorzugte Modalität sprachlich

 
 
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Vergleich und Gegenüberstellung

Die folgende Tabelle gibt noch einmal ein Überblick über die Merkmale der beiden Aufmerksamkeitstypen:
 
Schwebende Aufmerksamkeit Fokussierte Aufmerksamkeit
viele Informationen werden gleichzeitig beachtet ("parallele Verarbeitung") wenige Informationen werden seriell verarbeitet
kein eindeutiges Kapazitätslimit enges Kapazitätslimit
sehr sensibel für Ablenkung hohe Resistenz gegen Ablenkung
Wahrnehmung uneindeutiger, widersprüchlicher Informationen Suchen eindeutiger Informationen, Steuerung von Handlungen
reagiert eher unsystematisch auf Informationen reagiert gezielt, mit klaren Prioritäten auf Informationen
Bewußtsein tritt in den Hintergrund bewußt kontrolliert
tritt auf, wenn es keine gerichteten Motivationen oder Ziele gibt tritt auf in Verbindung mit der Verfolgung eines konkreten Ziels
reagiert auf / verarbeitet alle Arten von Information in allen Sinneskanälen  reagiert auf / verarbeitet sprachliche Information
 

 
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Zur Veranschaulichung greifen wir jetzt noch einmal zur Taschenlampenmetapher aus dem vorigen Artikel. Bei schwebender Aufmerksamkeit ist deren Lichtkegel weit eingestellt, d.h. es wird ein großer Umweltausschnitt beleuchtet, dies aber nicht sonderlich hell. Man kann also einen großen Ausschnitt der Umwelt und lockere Zusammenhänge gut sehen, aber keine Details erkennen. Bei fokussierter Aufmerksamkeit wird das Licht auf einem Punkt gebündelt (eben: fokussiert). Jetzt kann man dort jedes Detail genau erkennen und analysieren, aber außen herum bleibt es dunkel. So in etwa kann man sich das Funktionieren und die Arbeitsteilung der beiden Aufmerksamkeiten vorstellen.

Man könnte nun noch sehr viel mehr hierzu sagen, für das grundlegende Verständnis dessen, was die beiden Aufmerksamkeitstypen "sind" und wie man sie vielleicht ansprechen kann - hierzu gleich noch mehr -, sollten diese Informationen jedoch ausreichen. Erwähnenswert ist noch, daß es eine ganze Reihe sogenannter "dualer" Verhaltenstheorien gibt, die alle auf der Annahme aufbauen, unser Nervensystem sei nach einem zweigleisigen Prinzip wie dem hier als "fokussiert vs. schwebend" bezeichneten organisiert. Das Gleichgewicht zwischen diesen Systemen bzw. die Möglichkeit, flexibel hin- und herschalten zu können, wird dann als entscheidender Faktor für gesundes, erfolgreiches, angepaßtes Verhalten gesehen. Man kann dies sogar mit zentralnervösen Instanzen bis hin zu den beiden Hirnhälften in Verbindung bringen (schwebende Aufmerksamkeit ist eine Funktion der rechten, fokussierte Aufmerksamkeit eine Funktion der linken Hemisphäre). All dies ist ungemein interessant, führt uns jedoch viel zu weit weg vom Web.

Wenn man Bilanz zieht, wird jedenfalls verständlich, warum es so schwierig ist, Aufmerksamkeit gewissermaßen als "ein Ding" zu definieren oder zu beschreiben.   

 
 
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 Was heißt das jetzt für die Praxis?

Eine gute Frage. Die wichtigste Konsequenz: Beim Design einer Website oder auch einzelner Seiten sollte man sich gelegentlich fragen: Welchen Aufmerksamkeitszustand kann ich bei meinen Besucher/innen voraussetzen? Oder: Welchen Aufmerksamkeitszustand braucht es, um diese oder jene Seite gut verstehen und mit ihr arbeiten zu können? Mit dem Wissen, daß die beiden Aufmerksamkeitsarten immer mit motivationalen Zuständen - nämlich dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein eines klaren Ziels - gekoppelt sind, können wir dann einiges erklären und vorhersagen. Ich möchte dies an vier Beispielen demonstrieren:

1. Beispiel: Es gibt Personen, die eine Site mit einem festen Ziel erreichen, z.B. möchten sie schnell via E-Mail mit einer zuständigen Person Kontakt aufnehmen. Diese befinden sich in einem Zustand fokussierter Aufmerksamkeit, und sie haben natürlich - und völlig zu Recht - nur ihr eigenes Anliegen im Sinn. Eine ideale Site bietet das Gesuchte nun gut sichtbar an und stellt innerhalb eines Mausklicks ein Formular zur Verfügung, mit dessen Hilfe die Benutzer/innen ihre Botschaft formulieren und absenden können. Sie vermeidet dabei allzuviel visuelles Tamtam, da dieses nicht nur ablenkt, sondern auch der sprachlichen Orientierung der fokussierten Aufmerksamkeit zuwiderläuft. Eine schlechte Website lädt ihr verdutztes Publikum zuallererst dazu ein, zwischen einer Flash-animierten, einer JAVA- oder einer "plain HTML-Version" zu wählen, packt das E-Mail-Link hinter eine coole Animation, die wie ein Banner aussieht, verlangt von den Benutzer/innen eine Selbstklassifikation als Interessent, Kunde, Jobsuchender oder Lieferant, brennt noch ein kleines Feuerwerk ab und fragt dann, ob man Infomaterial bestellen möchte. Schlecht ist das deshalb, weil ein solches Design für jemanden mit einem Ziel und einer fokussierten Aufmerksamkeit völlig ungeeignet ist. Zu viel ablenkende Informationen, zu komplex, zu indirekt, zu viele Schritte bis zum Ziel - frustrierend, schlecht. 

2. Beispiel: Einige Web-Sites, z.B. "Portalseiten",  zwängen 40 Links auf die Startseite in dem - gut gemeinten - Bemühen, dem Benutzer eine rasche Orientierung zu geben und unnötige "Klicks" zu ersparen. Das Problem mit diesem Konzept ist, daß es für eine schwebende Aufmerksamkeit entworfen ist. Dieser macht es weiter nichts aus, 40 Links zu scannen und eines auszuwählen, das einigermaßen interessant klingt. Ein Besucher mit schwebender Aufmerksamkeit kann auf alles, was man anbietet, reagieren. Eine Person mit einem Ziel und fokussierter Aufmerksamkeit ist davon glatt überfordert. 30 Optionen passen nicht in ihren Arbeitsspeicher, sehr viel irrelevante Information muß verarbeitet werden, und da dieses Konzept darüber hinaus häufig dazu führt, daß die einzelnen Links (aus Raumgründen) wenig aussagefähig sind, ist auch ein rasches Abgleichen mit den aktuellen Zielen oft schwierig. 

 
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3. Beispiel: Auf der Startseite einer neuen "Visitenkarte im Netz"-Website wird ein  beträchtlicher Anteil des Publikums eher eine schwebende Aufmerksamkeit mitbringen, um einfach mal zu sehen, "was es da so zu tun gibt...". Die üblichen Einheits-Links "Info, News, Produkte, Kontakt, Wir über uns" in Einheitsfarbe auf grauen Hintergrund bieten da alles andere als ein attraktives Angebot. Die Benutzer/innen werfen eine enorme Aufnahmekapazität ins Rennen, um sich mit allen Sinnen zu informieren und anregen zu lassen - und laufen ins Messer der Langeweile. Animationen oder coole Effekte retten da dann auch nichts mehr, die machen in aller Regel nur ihren Herstellern Spaß. Umgekehrt hat jemand mit festem Ziel und fokussierter Aufmerksamkeit aber kein Problem mit einem solchen Auftritt. Alles schön übersichtlich und geordnet, keine Ablenker, alles eindeutig, alles textunterstützt, keine irrelevante Information - prima!

4. Beispiel: Jemand mit einem Ziel und fokussierter Aufmerksamkeit wird gerne von einer - gut funktionierenden - Suchfunktion Gebrauch machen. Sein Ziel ist ja nicht, im Web herumzusurfen, sondern ein Ziel zu erreichen, und wenn ihn die Suche nach einem Schlüsselwort mit einem Klick dort hinführt, ist das genau das, was er/sie möchte. Die Suchfunktion hat außerdem den Vorteil, daß sie auf die Wahrnehmungs- und Denkressourcen einer fokussierten Aufmerksamkeit abgestimmt ist. Die Frage ist dann allerdings, wie gut die Ergebnisse sind. Wenn die Suche zu einem "Mega-Hit" (sagen wir, 30 Dokumente) führt, ist der Spaß vorbei, weil ein solcher Informationswust mit dem punktgenauen Verfolgen eines Ziels überhaupt nicht vereinbar ist. Für den gelockerten Denk- und Wahrnehmungsstil der schwebenden Aufmerksamkeit ist es andererseits nicht weiter schlimm, eine Seite mit 30 Links scannen zu müssen.

Dies mag genügen um zu zeigen, wie man das Konzept der "schwebenden vs. fokussierten Aufmerksamkeit" für die Analyse und Konstruktion von Internet-Seiten adaptieren kann. Ich möchte allerdings nicht den Eindruck erwecken, hier eherne Wahrheiten verbreiten zu wollen. Obwohl die allgemeinen Zusammenhänge sehr gut belegt sind, gibt es wenig wirklich ernstzunehmende Daten über das Funktionieren der Aufmerksamkeiten im Web. Immerhin: es gibt Begriffe, mit deren Hilfe man zumindest etwas systematischer über Gestaltungsprobleme im Web nachdenken kann, und die beiden Aufmerksamkeiten gehören für mich hier zu den interessantesten. Und es ist keine graue Theorie. Eine schöne Demonstration, wie Aufmerksamkeitsstile sich auf die Wahrnehmung von Bannern auswirken, finden Sie in einem Beitrag im Journal of Digital Information:

http://jodi.ecs.soton.ac.uk/Articles/v02/i01/Pagendarm/ Link in neuem Fenster öffnen

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Aufmerksamkeit (2): Die GrundlagenAufmerksamkeit (4): Aufmerksamkeitsgesetze

 
© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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