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EN ISO 9241Link-Design II: Die Sprache
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KommDesign.de — Texte — Usability (2)

Link-Design I. Das Visuelle

Gute Links sind sichtbar
Es muß funktionieren
Links sind Links
Eindeutigkeit und Unverwechselbarkeit im Aussehen

 
   
Man kann die Links im Web mit Strassen, Wegweisern, Treppen, Aufzügen und Türen in einer Stadtlandschaft vergleichen. Wenn sie funktionieren, ist alles in Ordnung. Die Besucher/innen finden sich zurecht und können die (hoffentlich attraktiven) Inhalte einer Website nutzen. Links, die nicht funktionieren, sind vorsichtig ausgedrückt eine Katastrophe. In einer Stadt, in der die Fahrstühle stecken bleiben, Wegweiser in falsche Richtungen zeigen und Treppen ins Leere führen, bewegt man sich nicht gerne, man sucht nach dem Ausgang. 

Was aber ist ein "gutes" Link? In erster Näherung würde ich sagen: Ein gutes Link bemerkt man nicht. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass man es nicht sieht oder nicht benutzen kann. Im Gegenteil: Eben weil man es selbstverständlich sehen und benutzen kann, fällt es nicht auf. Weil man versteht, was es bedeutet und wohin es führt, erzeugt es keine Irritation, es leistet unserem Denken keinen Widerstand und fügt sich nahtlos in den Prozess des Navigierens, der Informationsauswahl und -aufnahme ein. Niemand sagt: "Oh, das war aber ein prima Link, ich habe es genau verstanden und bin genau da angekommen, wo ich hinwollte, dankeschön!". 

Und Link-Design ist keine Aufgabe für Visionäre und Kreative, sondern visuelle und sprachliche Präzisionsarbeit - langweilig, anstrengend und enorm wichtig. 

 
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Links sind sichtbar

Na, das wußten Sie sicher schon vorher, stimmt's? Natürlich, es ist ja auch trivial, Links sind wichtig (es gibt im Web eigentlich kaum etwas, das wichtiger wäre), man sollte sie also unbedingt deutlich sehen und ohne Mühe lesen können. Logisch! 

Wirklich? Ich bin da nicht so sicher. Nach meinem Eindruck gibt es sogar einen rasanten Trend zur Miniaturisierung im Web. Man möchte ja immer mehr unterbringen - wäre doch schade um den mühselig gemanagten Content, und vielleicht gibt es eine Zielgruppe, die genau das ziemlich dröge Schnipselchen Information, das nicht mehr auf die Seite passt, eben doch sehen möchte (und Scrollen ist ja ohnehin eine Sünde), also: Verkleinern bis zur Pixelmolekülgröße.
 

ein Mini Register Dieses Registerleinchen auf www.focus.de ist z.B. ein Frontalangriff auf die Augen der Besucher/innen. Der Mauszeiger (die Hand) verdeutlicht, wie winzig die Buchstaben sind. 
Manche Links kann man nicht lesen, ohne die Augen zusammenzukneifen, und dann haben sie den Punkt des viel-zu-klein-Seins schon lange hinter sich gelassen, wie z.B. diese auf der Website der FAG (Frankfurter Flughafen Gesellschaft), die sich bei einer Auflösung von 1024x768 Pixeln in eine orangeblaue Tüpfelmasse verwandeln.

Ich könnte dieses Thema nun auch noch von der Motorik, also den Zielbewegungen der Maus angehen, denn die Positionierung des Mauszeigers ist umso anstrengender und dauert umso länger, je kleiner das Ziel ist. Oder ich könnte darauf hinweisen...

  • ...dass es gar nicht so wenige Menschen mit Beeinträchtigungen der Sehrschärfe gibt
  • ...dass die Sehschärfe bei Personen jenseits der 50 generell abnimmt 
  • ...dass Lesen am Monitor ohnehin eine anstrengende Angelegenheit ist, die Augen ermüdet und gegenüber dem Lesen im Print-Bereich 30% verlangsamt ist
  • ...dass Beleuchtungsbedingungen und technische Voraussetzungen nicht immer optimal sind
Aber ich hoffe, das ist nicht erforderlich ist, um meine Leserinnen und Leser davon abzuhalten, mit Schriften unter 10 pt zu jonglieren. Merke: Wenn das Risiko besteht, dass man Links mit einer Verunreinigung des Monitors verwechselt, sollte man beherzt an der Schraube drehen, die die Schriften vergrößert (sie ist meistens ganz leicht zu finden). 
 
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Es muß funktionieren 

Damit ist zuerst gemeint, dass Links nicht ins Niemandsland einer 404 Fehler-Meldung führen sollten - das ist logisch und muss nicht erklärt werden. Ebenso abträglich - eigentlich noch schlimmer - sind Links, die zu einem Inhalt führen, der sich im Wesentlichen auf die Nachricht reduzieren lässt, unser schöner Klick sei leider umsonst gewesen, weil es den Inhalt, zu dem wir gelockt wurden, nicht oder noch nicht gibt. Das Problem ist hierbei nicht der fehlende vorhandene Inhalt als solcher, sondern das Link, das uns diesen vorgaukelt. MyToys hat zum Beispiel eine Seite, in der man folgende Produktkategorien finden kann...

... um dann nach einem Klick auf "CDs" nicht nur verwundert festzustellen, dass man anscheinend versehentlich eine Suchmaschine bedient hat, sondern obendrein auch noch folgende Nachricht zu erhalten:
 

Wir haben 0 Produkte gefunden.

Ein Link ohne einen dahinter liegenden Inhalt, ist kein Link, sondern irgendetwas anderes. Was, das weiss ich auch nicht so recht zu sagen, jedenfalls ist sicher: Es ist nichts Gutes, und es gehört auf gar keinen Fall auf eine Website.  

 
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Links sind Links

Es gibt noch ähnliche Mängel, die direkt mit Gestaltung zu tun haben: Scheinlinks. Man kann diese über eine einfache Analogie veranschaulichen: Der Blinker Ihres Autos ist ganz offensichtlich ein Blinkerhebel, er wird sich hüten, so zu tun, als sei er ein Lüftungsschlitz oder eine Kühlerfigur oder eine Dose Katzenfutter. Ebenso wird er es vermeiden, kein Blinkerhebel zu sein, denn das könnte nicht nur Unfälle verursachen, sondern auch der Verkäuflichkeit des Produkts schaden (und hämischen Spott seitens der Presse und der Konkurrenz auslösen). Im Web verhalten sich viele Links aber eigenartig. Einige Beispiele hierzu finden Sie in meiner Galerie, hier möchte ich nur eines davon herausgreifen, aus der Website des Möbelherstellers Mann Mobilia. Man gelangt dort auf eine Sektion "Möbelsortiment":

Hier stimmt eigentlich alles - bis man versucht, auf eine der Rubriken (z.B. "Badmöbel") zu klicken. Die sind nämlich keine Links, obwohl jeder potentielle Kunde das Gegenteil erwarten wird. Der über der roten Box platzierte Text veranschaulicht die Verheerungen, die schlechtes Design in Kombination mit selbstgefälligem Blabla anrichtet. Wohin sich der feste Blick von Mann Mobilia auch immer richten mag, das Internet ist es nicht. Wer hier einmal ins Leere geklickt hat, wird sich noch lange daran erinnern. Und wenn die Links dann irgendwann doch funktionieren, weil man den "Content" endlich fertig hat? Dann haben Hunderte von Besuchern dem Angebot schon für alle Zeit den Rücken gekehrt. Das Fazit: Scheinlinks verderben das Geschäft.  

 
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Eindeutigkeit und Unverwechselbarkeit im Aussehen

Damit die Standards, die für Geräte selbstverständlich sind (bzw. sein sollten), auch im Web umgesetzt werden können, braucht es konsistente Regeln, die leicht zu verstehen und anzuwenden sind, also eine visuelle Sprache. Gute Links sehen immer gleich aus, Verwechslungen sind ausgeschlossen, und Abweichungen sind nur in begründeten Ausnahmefällen zulässig. 

Zu Benutzerfeinden werden Links dann, wenn Elemente, die gleich aussehen, einmal ein Link sind, ein anderes Mal nicht. Wer dann nicht demütig und geduldig jede Seite mit der Maus abtastet, (die beliebte "Rasenmähertechnik"), übersieht vielleicht genau die Information, die er unbedingt sehen sollte, damit das Geschäft des Anbieters läuft. Auf der Website von Mannesmann findet man z.B. diese Informationen:

Die wichtigsten Link-Typen sind auf der Abbildung grün umrandet. Elemente, die wie eines der Links aussehen, ohne eines zu sein, sind rot. "News & Infosä, "Companyä und "Investor Relationsä sind also Links, "Group Sectors" sieht zwar genauso aus, ist aber keines. Die Regelverletzung sieht man erst dann, wenn man genauer hinschaut (und mit der Maus herumfuhrwerkt). Und trotzdem wirkt sie sich auf die Funktionalität des Ganzen und mit Sicherheit auch auf das Befinden der Surfer/innen aus. Es ist beim besten Willen unmöglich, hier eine einfache Regel zu lernen, die festlegt, wo geklickt werden kann und wo nicht. Ein klarer Fall von Benutzerfeindlichkeit.
 

Ein Alternativbeispiel auf der Website des Ziff-Davis Verlags (www.zdnet.de). Hier folgen die Links dem einfachen Web-Standard, sie sind blau und unterstrichen. Dies gilt im übrigen für die gesamte Site. Und mehr noch: alle Links sind blau unterstrichen und niemals nicht blau und nicht unterstrichen. Was besonders revolutionär ist: Jedes Link führt zu einem Inhalt. Überaus langweilig, unauffällig und irgendwie uncool, nicht wahr? Sicherlich, aber: Niemand wird hier je daneben klicken. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um eine blaue Arial 14 pt oder Times rot in 12 pt handelt, dem Besucher, der klickt und findet, ist das ziemlich egal. Das Wesentliche: Es funktioniert immer nach dem gleichen Prinzip. Wenn die Besucher/innen einmal gelernt haben, wie die Links aussehen, können sie sich darauf verlassen und müssen nirgendwo umlernen. 
 
 
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EN ISO 9241Link-Design II: Die Sprache

 
© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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