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Artikel 23 von 34
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KommDesign.de Texte Usability
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Über Metaphern
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Metaphern in der Sprache
Lern- und Denk-Metaphern
Interface-Metaphern
Metapher-Typen
Wie Metaphern funktionieren
Konsequenzen
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Der Begriff der Metapher spielt eine
nicht geringe Rolle, wenn es um Benutzerfreundlichkeit, Informationsarchitektur
und Webdesign geht. Wenn es Schwierigkeiten mit dem Entwurf einer
benutzerfreundlichen und konsistenten Oberfläche gibt, lautet
eine der Musterlösungen: "Nehmen wir doch eine Metapher".
Dann wird eine Site so gestaltet, dass sie z.B. wie ein Gebäude
oder ein Buch oder eine Bibliothek oder ein Ladengeschäft
aussieht, und schon ist das Problem gelöst - vielleicht.
Denn Metaphern sind kompliziert und empfindlich, ihre Tragfähigkeit
wird leicht überschätzt, und wenn sie überdehnt
werden, verlieren sie schnell ihren Nutzen oder werden gar zum
Feind.
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Metaphern
in der Sprache
Der Begriff Metapher stammt ursprünglich aus der Sprachforschung.
Hier versteht man unter Metaphern Bedeutungen, die über die
enge wörtliche Bedeutung des Gesagten hinausgehen. Sie beruhen
auf Analogien, oder - um es etwas altmodischer aber deutlicher
zu sagen: auf Gleichnissen. Eine Metapher bedeutet also gewissermaßen
nicht sich selbst, sie lässt "etwas" als stellvertretend
für "etwas anderes" stehen. Betrachten wir uns
einmal einige Beispiele:
Bedeutung |
Metapher |
Größe |
...wie ein Elefant |
schnelle Aufwärtsentwicklung |
...wie eine Rakete |
Ende eines Prozesses |
verlöschen |
über sich selbst Nachdenken |
Nabelschau |
arrogant |
hochnäsig |
sehr viel Information |
ein Steinbruch |
Derartige Konstruktionen sind nicht ungewöhnlich,
tatsächlich durchziehen sie unsere Sprache mit einem dichten
Netz von mehr oder weniger hintergründigen Beziehungen und
Querverweisen. Das gemeinsame Moment (dies gilt im übrigen
für alle Metaphern) ist eine Analogie: Dinge, welche
die gleichen Reaktionen bei uns hervorrufen, können wir als
identisch auffassen und/oder eines als Symbol für das andere
stehen lassen. Ferkel sehen manchmal nicht sonderlich reinlich
aus, und deshalb können wir jemanden, der eingesaut (!) ist,
als Ferkel bezeichnen.
Durch Metaphern gewinnt die Sprache an
Ausdrucksmöglichkeiten, es kommen Bedeutungsnuancen hinzu,
welche die Kommunikation lebendiger und oftmals auch prägnanter
machen. Viele Metaphern sind so in unser Sprachrepertoire integriert,
dass sie uns überhaupt nicht mehr als solche auffallen. Das
"Herz" des Salats ist kein Herz, im "Augenblick" blickt kein Auge,
der "Fuß" des Berges hat keine Zehen, und die Regierung
"saugt" uns Steuerzahler aus, obwohl weit und breit kein hierfür
geeigneter Saugrüssel zu sehen ist.
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So schön sie sein mögen,
Metaphern sind und waren für die Sprachwissenschaft ein Problem.
Warum? Eigentlich hat man es in der Wissenschaft gerne, wenn die
Dinge eindeutig und möglichst mit formaler Präzision funktionieren,
denn dann kann man leicht entsprechende Gesetze finden und Theorien
konstruieren (vielleicht sogar ein kleines Förmelchen...?).
Der Satz...
"Du hast Dich ja mal wieder wie eine Schrottpresse
benommen!"
...ist nun aber - wenn man ihn einmal präzise versteht -
barer Unsinn. Wer kann sich schon wirklich wie eine Schrottpresse
benehmen? Und umgekehrt: benehmen sich Schrottpressen überhaupt?
Eine eher rhetorische Frage. Andererseits wird jeder diesen Satz
spätestens dann präzise verstehen, wenn man erklärt,
dass er sich auf die diplomatischen Fähigkeiten der angesprochenen
Person bezieht: "Du warst so diplomatisch wie eine Schrottpresse!"
Also, ich wäre da echt betroffen.... Trotzdem: in einem präzisen
Lexikon, das Begriffe wissenschaftlich sauber definiert, werden
Dinge wie Einfühlsamkeit und Diplomatie eher nicht als Merkmale
von Schrottpressen auftauchen, das wäre objektiv gesehen
abwegig.
Die Lage wird noch unübersichtlicher, wenn man sich vor
Augen hält, dass viele gleichnishafte Bedeutungen, die uns
völlig unmissverständlich erscheinen, nur in unserer
Kultur existieren. Ein Araber wird beispielsweise große
Schwierigkeiten haben zu erkennen, dass sich hinter einem vierblättrigen
Kleeblatt etwas Glück Verheißendes verbergen könnte
- vielleicht ein Pflanzenlexikon? Und ein zur Erinnerung um den
Finger gewickelter Faden dürfte für einen Balinesen
höchst mysteriös sein - ein Verband? Die Eule als Symbol
der Weisheit im westlichen Kulturkreis gilt in Südostasien
als besonders dummes und böses Tier. Ein Sachverhalt, dessen
Unkenntnis die UNO einmal viel Geld gekostet hat, da ein erbauliches
Informationsfilmchen, das sich dieser Metapher bediente, für
den asiatischen Raum komplett neu gedreht werden musste. Weisheit
und Eulenhaftigkeit sind also nicht naturgesetzlich miteinander
verknüpft und können damit auch nicht als exakte, objektive
Bedeutungsrelation definiert werden.
So merkwürdig sie sind. Derart "schwammige" Konstruktionen
machen einen Löwenanteil der Leistungsfähigkeit unserer
Sprache aus (allerdings ohne Mähne).
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Lern-
und Denk-Metaphern
Metaphern sind allerdings mehr als sprachliche Stilkunststückchen
- sehr viel mehr. Immer wenn wir Formulierungen gebrauchen wie
"Das ist im Prinzip das Gleiche wie...", "Das funktioniert etwa
so wie ein....." greifen wir auf Analogien zurück. Und Analogien
sind die Bausteine, aus denen Metaphern gemacht werden.
Lernen findet z.B. häufig über Analogien statt, ein
Sachverhalt, den man besonders deutlich bemerkt, wenn man jemandem
etwas erklären soll, von dem er oder sie keinen blassen Schimmer
hat. Ein Computerspezialist, der es gut mit Ihnen meint, wird
das Fehlschlagen eines Systemstarts auf ihrem neu erworbenen Rechner
vielleicht so erklären: "Jetzt schaut er nach, ob er
den Treiber für das CD-ROM Laufwerk findet, und weil der
im falschen Verzeichnis ist..." Moment! Wer schaut nach?
Der Computer? Hat er denn Augen? Nein, denn wir haben es natürlich
mit einer Metapher zu tun: Der Computerspezialist macht sich Analogien
zwischen Computern und Menschen (beide können Bedingungen
prüfen und Arbeitsvorgänge unterbrechen) zunutze, um
seine "Er"-Metapher zu konstruieren. Ohne "Ihn"
als Verständnisbrücke würde ein unbedarfter Mensch
die eigentlichen Vorgänge nicht verstehen - vermutet jedenfalls
der hilfsbereite Fachmann (und wahrscheinlich hat er sogar Recht).
Metaphern sind somit eine Denktechnik, mit ihrer Hilfe
können Probleme gelöst, Neues gelernt und Zusammenhänge
verstanden werden. Unser Denken über neue Probleme führt
ja zunächst immer über schon vorhandenes Wissen, und
die Gestaltung neuer Technologien geht immer von Vertrautem aus.
Ein schönes Beispiel hierfür sind Automobile. Die ersten
Autos sahen ähnlich wie Kutschen aus, da die Idee "Fortbewegen
auf vier Rädern" bis dahin eben nur in Kutschenform realisiert
worden war. Es dauerte Jahrzehnte, bis sich das Auto als eigene
Idee ausgebildet und von seiner Vorläufertechnologie gelöst
hatte. Die Metapher der Kutsche, die in den frühen Phasen
noch dienlich war, um die anfallenden Designprobleme der neuen
Technologie zu lösen, hatte damit ausgedient. Die folgende
Abbildung verdeutlicht dies.
Technologieentwicklung als evolutionärer Prozess
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Dieser Ausflug in die Geschichte des
Automobils ist übrigens ebenfalls eine Analogie. Mit dem Internet
verhält es sich nämlich genauso. Auch hier haben wir eine
völlig neue Technologie, die in der Gestaltung noch auf alten
Ideen aufgesetzt ist. Viele typische Internet-Begriffe oder -Slogans
wie "Visitenkarte" im Netz, die Online-"Broschüre", "Shops",
"Portal" usw. beruhen auf Technologien und Ideen von Gestern. Und
genauso, wie man sich zu Zeiten des Ford T-Modells einen Airbag,
ABS und Klimaanlagen nicht einmal hätte träumen können,
hat sich auch im Web noch nicht herausgestellt, wohin die Reise
geht. Wer an einer solchen Entwicklung teilnimmt und sich im Denken
zu eng an einzelne Metaphern bindet, kann schnell auf Abwege geraten
und im Wettbewerb zurückfallen. |
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Interface-Metaphern
Das Grundprinzip der Metaphern im Interface-Design ist das gleiche
wie in der Sprache und im Denken. Es gibt eine wie auch immer
geartete Ähnlichkeit zwischen einem "Ding" X einerseits und
einer Benutzeroberfläche oder auch einer einzelnen Interface-Funktion
andererseits. Eine Lupe dient z.B. dazu, Dinge zu suchen, und
deshalb ist eine Lupe als Icon für eine Suchroutine sinnvoll
und verständlich. Ein Papierkorb nimmt verbrauchte oder weggeworfene
Dinge auf, deshalb ist er auf einem Desktop als Icon einleuchtend.
Wer das einmal verstanden hat, hat es für alle Zeiten verstanden,
und wenn solche intuitiven Lernvorgänge stattfinden können,
ist das benutzerfreundlich.
In einigen Fällen kann die Ähnlichkeit so weitreichend
sein, dass eine 1 : 1 Übersetzung von Bedienungselementen
und visuellem Design möglich wird, etwa bei Programmen zum
Abspielen von Ton- und Videodateien. Hier zwei Beispiele, der
VCD Power-Player, und der ALS 4000 Media-Player.
kein Foto, sondern ein Screenshot des ALS 4000 Media Players
Screenshot des VCD Power-Players
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Mich beeindruckt insbesondere das
Modell ALS 400 durch sein Gehäuse in matt-digitaler Bronze,
es handelt sich aber nicht wirklich um CD-Player, sondern um eine
Metapher. Hinter der Oberfläche ist "nur" Software,
mit der Funktionalität eines CD-Players. Die Analogie zum realen
Gerät ist hier allerdings so eng, dass wahrscheinlich nur ein
Techniker die Unterschiede hinter der Oberfläche erklären
könnte. An diesem Beispiel wird auch der Nutzen der Metapher
anschaulich: Wenn ich einen CD-Player bedienen kann, kann ich dieses
Wissen (Wissen über Geräte, die reale Dinge sind) anwenden,
um die Software zu bedienen. Das ist einfach und schön, es
erspart Lernen, Nachdenken und Anstrengung - Benutzerfreundlichkeit
eben.
Diese Vorgehensweise ist ungemein effektiv, sie birgt aber auch
Risiken, nämlich dann, wenn das neu zu verstehende oder zu
gestaltende - nennen wir es den Zielbereich der Metapher, hier
wäre das die CD-Software - sich vom Quellbereich (dem realen
CD-Gerät) unterscheidet. Nehmen wir an, in der CD-Software
sei eine Möglichkeit programmiert, einzelne Tonspuren, die
beim Aufnehmen der Musik aufgenommen wurden, getrennt anzusteuern,
also z.B. die Gesangsstimme in einem Stück vor dem instrumentalen
Hintergrund lauter oder leiser zu regeln. Dies sind neue Funktionen,
bei deren Bedienung mir mein altes Wissen über CD-Player
nicht mehr assistieren kann. Gesetzt den Fall, diese Funktionen
wären wirklich verfügbar, würden wir erwarten sie
zu finden, wenn das Interface wie ein gewöhnlicher CD-Player
aussieht? Oder würde uns unser Wissens-Schema "CD-Player"
hier behindern, nach neuen Möglichkeiten gar nicht erst suchen
oder auch Dinge falsch verstehen lassen? Diese Gefahr besteht
tatsächlich. Wenn eine Metapher zu wörtlich genommen
wird, verdeckt sie die neuen Möglichkeiten, erschwert oder
verhindert Lernen.
Ein Beispiel aus der eigenen Erfahrung: Unter DOS (in der frühen
Kreidezeit der PCs) wurde der Befehl "DEL" (delete) als Befehl
für das Löschen von Dateien verwendet. Ich war einigermaßen
erstaunt, als ich erfuhr, dass "Löschen" auf einer Festplatte
mitnichten ein Löschvorgang, sondern lediglich ein "Freigeben"
des durch eine Datei belegten Speicherplatzes war. Die Metapher
hatte mich in die Irre geführt, denn mit der Metapher des
Löschens auf einem Kasettenrekorder im Kopf hätte ich
Stein und Bein geschworen, dass etwas Gelöschtes für
alle Zeiten dahin ist. Und der Unterschied ist sehr wesentlich,
denn eine scheinbar gelöschte (also vernichtete) Datei unter
DOS läßt sich mit etwas Glück wiederherstellen.
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Metapher-Typen
Die Ähnlichkeit, die dazu führt, dass ein Ding stellvertretend
für das andere stehen oder es ersetzen kann, kann auf unterschiedlichen
Zusammenhängen aufbauen:
- Die visuelle Analogie beruht auf ähnlichem Aussehen.
Eine Website hat gewisse Ähnlichkeiten mit einer Broschüre
(Texte, Layout, Bilder etc.), und deshalb kann man die Denk-Schemata,
die man aus der Gestaltung von Broschüren kennt, auf das
neue Medium übertragen.
- Die funktionelle Analogie beruht auf Ähnlichkeiten
in der Aufgabe, die ein Interface löst (oder auch nicht).
Bestimmte Funktionen des Auswählens von Menüoptionen
auf einer Website ähneln Auswahlprozessen im Bereich der
Anwendungssoftware, weshalb man die Menüsteuerung auf einer
Website analog zu dem Interface einer Textverarbeitung oder
Tabellenkalkulation konstruieren kann.
- Eine der derzeit im Web dominierenden ist
die "organizational metaphor". Sie basiert auf einer strukturellen
Analogie, die - oft nur stillschweigend - behauptet, dass
der Aufbau einer Website sinnvoll gestaltet ist, wenn er das
Organigramm des Unternehmens widerspiegelt. Das Unternehmen
hat Abteilungen, die Website Sektionen, was liegt näher,
als beides miteinander zu verbinden?
Ob diese Metaphern richtig und gut sind, sei dahingestellt. Wichtig
ist das Prinzip des Vergleichens und Erkennens von Ähnlichkeiten.
Um die Sache noch etwas konkreter zu machen werden in der folgenden
Tabelle noch einmal Metaphern dargestellt, die sich aus diesen Analogien
ableiten lassen:
Analogie |
Metapher |
Konsequenz: Eine Site muss... |
Visuell
sieht aus wie... |
ein Werbespot |
sich bewegen und
unterhaltsam sein und
Produkte in Szene setzen...
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Funktionell
macht das gleiche wie... |
ein Versand-Katalog |
Bestellmöglichkeiten und
Preislisten und
Bilder der Produkte enthalten...
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Strukturell
ist aufgebaut wie... |
eine Stadt |
Häuser (Seiten) und
Wegweiser und
Straßen enthalten...
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Wie Metaphern
funktionieren
Wir wenden Metaphern meist intuitiv an, um Dinge zu beschreiben
oder Probleme zu lösen. Wie geht aber das Denken mit Hilfe
einer Metapher vor sich? Nehmen wir als Beispiel die Gebäude-Metapher
für Websites, die bis z.B. bis vor kurzem noch von der Dresdner
Bank für ihren Internet-Auftritt verwendet wurde. Die folgende
Abbildung zeigt, die wesentlichen Zusammenhänge.
Schema einer Metapher
Der obere graue Kasten enthält die
Kernidee oder -analogie der Metapher: Gebäude und Websites
haben ähnliche Strukturen. Die beiden Kreise darunter symbolisieren
die Denk-Schemata, die für die Konstruktion und Beschreibung
von Gebäuden und Websites herangezogen werden. Der "Motor"
des Denkens über die Metapher ist die Überschneidungszone
zwischen den Denkstrukturen, in der Abbildung als "Austauschbereich"
gekennzeichnet. Hier können Problem- oder Gestaltungslösungen,
die in einem Bereich entwickelt wurden, auf den anderen übersetzt
werden. Der Quell- und Zielbereich der Metapher liegen dabei übrigens
nicht von vornherein fest, man kann also Gebäude nach Konzepten
einer Website und eine Website nach Konzepten aus der Architektur
gestalten.
Ein Beispiel: Große Gebäude - z.B.
ein Kaufhaus - enthalten häufig Wegweiser, die den Besucher/innen
anzeigen, wo sie sich befinden und in welchem Stockwerk sie bestimmte
Waren finden können. Diese Wegweiser sind analog zu einer
Sitemap, die den Besuchern einer Website einen Überblick
über das Angebot und die Struktur der Informationen gibt.
Das reine Erkennen dieser Analogie führt aber noch nicht
weiter. Wenn man allerdings als Webdesigner/in in ein Kaufhaus
geht und sich die Wegweiser anschaut, um zu sehen, wo sie aufgestellt
sind, wie Waren auf die Stockwerke verteilt und wie die Informationen
graphisch dargestellt werden, hat man die Metapher "angewendet".
Umgekehrt könnte ein Designer, der einen Wegweiser für
ein Kaufhaus entwickeln soll, sich im Internet einige Sitemaps
anschauen, um sich anregen oder auf neue Ideen bringen zu lassen.
Neben diesem produktiven Austauschbereich
gibt es noch Merkmale der beiden Begriffe oder Ideen, die für
die Metapher irrelevant sind. Wer versucht, eine Website mit Toiletten
auszustatten, hat die Gebäude-Metapher überdehnt (um
es freundlich auszudrücken). Umgekehrt wäre ein Architekt,
der versucht ein Gebäude aus HTML anstatt aus Beton zu bauen,
ein Fall für die Nervenklinik. Diese Fehler sind allerdings
zu offensichtlich, um gefährlich zu sein. Es kann aber durchaus
geschehen, dass wir Merkmale für analog halten, die es eigentlich
nicht sind. So hat die Startseite einer Website ganz andere Funktionen,
nämlich zu kommunizieren, als die Fassade eines Gebäudes,
die ja repräsentieren soll. Wer von der Gebäude-Metapher
ausgehend eine "nur" repräsentative Startseite
konstruiert, begeht also einen Fehler. Auch die "organizational
metaphor" - so plausibel sie den Mitgliedern eines Unternehmens
erscheinen mag - ist alles andere als perfekt. Für einen
Besucher ist die Struktur seiner Handlungsziele sehr viel wichtiger
als mühsam zu lernen, welche Abteilung mit welcher wie verbunden
ist.
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Konsequenzen
Überlegen Sie doch einmal, welche Metaphern Sie in Ihrer
Arbeit leiten. Wenn Sie im Team arbeiten, versuchen Sie auch,
die gemeinsamen Metaphern der Teammitglieder zu finden. Auch wenn
Sie sie auf den ersten Blick nicht erkennen mögen: Sie sind
da! Und wenn Sie sie gefunden haben: Sind sie angemessen? Wo verlieren
sie ihre Gültigkeit (das ist immer der Fall, sonst sind es
keine Metaphern)? Können Sie vielleicht neue Lösungen
finden, indem Sie ihren "Kernbereich" ausweiten, also nach neuen
Verbindungen suchen?
Dabei gilt: je mehr unterschiedlichere Metaphern herangezogen
werden, desto flexibler kann man Denken und Gestalten. Wer zehn
Metaphern als Werkzeug zur Verfügung hat, kann Problemen
effektiver begegnen als jemand, der nur eine oder zwei kennt.
Also: Suchen Sie also nach neuen Metaphern, je ungewöhnlicher
desto besser (über Prospekte und Ladengeschäfte und
Visitenkarten redet alle Welt). Listen Sie Merkmale des Quell-
und Zielbereichs der Metaphern. Überlegen Sie: welche sind
sicher, möglicherweise oder auf keinen Fall analog (also
übertragbar, nützlich)? Und: Auf welche Innovation weisen
die Metaphern möglicherweise hin?
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Welches sind
Ihre
Metaphern?
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Lesetipp
zum Thema
In der "Interface Hall of Shame" der Website "iarchitect.com",
finden Sie eine eigene Kategorie mit schlechten Metapher-Anwendungen.
Leider liegt die Seite in einem Frame, so dass ich hier nur die
URL der Site angeben kann. (Die Metapher-Seite ist aber leicht
zu finden)
http://www.iarchitect.com/index.htm
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