Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht.
Ich denke, wenn jemand heute dies und morgen das predigt, ohne seine
Verlautbarungen durch nachvollziehbare, harte Fakten zu untermauern,
ist eine gewisse Vorsicht geboten. Also: Gibt es noch andere Quellen?
Die Profis von "User Interface Engineering" gehen mit dem 1997er
Nielsen konform. Dort gibt es einen schönen kurzen Artikel,
in dem Vor-/Nachteile längerer/kürzerer Seiten auf den
Punkt gebracht werden. Und es heißt dort unter anderem:
Users may tell us they hate scrolling, but their actions show
something else. Most users readily scrolled through pages, usually
without comment.
http://world.std.com/~uieweb/scrollin.htm
Also wie denn nun: Lasset sie scrollen?
Wenn man nicht die Design-Gurus fragt (die ja oft dadurch überzeugen,
dass sie aus ihrer ebenso reichen wie nicht verifizierbaren Erfahrung
und dem Anekdotenschatzkästlein zitieren) sondern die Wissenschaft,
wird die Lage - mmh - unübersichtlich. Mit Hilfe zweier Quellen
können Sie sich selbst davon überzeugen:
Harald Weinreich von der Uni Hamburg meint, Scrollen sei nicht
zu empfehlen und trägt einige Hintergrundinformationen zusammen,
die das stützen. Unter bestimmten Umständen sei Scrollen
aber unvermeidlich, dann sieht er 4 Bildschirmseiten als Maximum
- immerhin eine Regel, mit der man etwas anfangen kann. Sie finden
Sie hier:
http://vsys-www.informatik.uni-hamburg.de/ergonomie/laenge.html
Hartmut Wandke und Joern Hurtienne aus Berlin haben in einer
- auch sonst recht interessanten - Studie zum Navigationsverhalten
von Internet-Anfänger/innen beobachtet, dass 24% von diesen
eine Information, die "erscrollt" werden muss, nicht finden:
http://arb1.psychologie.hu-berlin.de/ingpsy/publikationen/Navigation.html
Das ist weit von Nielsens 90% aus dem Jahr 1996 entfernt, aber immer
noch recht viel (und Anfänger gibt es im Web zuhauf).
Und NUN? Wie ist es denn nun WIRKLICH? Sagen wir es so: Es kommt
darauf an. Und mein persönliches Rezept ist: Scrollen ist
okay, wenn man etwas zu sagen hat. Dann wird gerne gescrollt -
garantiert.
Die Moral:
1. Es gibt kaum eine einfache Frage, die man
nicht durch den Versuch, WIRKLICH gültige Antworten zu finden,
in eine lauwarme, breiige Masse verwandeln könnte.
2. Man hüte sich vor einfachen Antworten - vor
allem, wenn sie von Gurus gegeben werden.
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