2.1. Der Grundnutzen
Alle Produkte, seien es Computer, Küchenmesser, Musik-CDs
oder eben Websites, befriedigen Bedürfnisse, lösen Probleme,
erleichtern das Leben oder helfen bei der Erreichung von Zielen.
Kleidung schützt vor Witterung, Autos verhelfen zu Mobilität
usw. Ein solcher Grundnutzen ist erforderlich, wenn etwas überhaupt
gekauft werden soll, und bei den meisten Produkten können
wir ihn auch ohne allzuviel Kopfzerbrechen erkennen.
Obwohl es auch im Web durchaus Möglichkeiten gibt, einen
soliden Grundnutzen anzubieten, z.B. Kommunikation, schnellen
Rat bei technischen Fragen, komfortable Online-Bestellwege oder
schlicht Unterhaltung, wird die einfache Frage "Wem nützt
es ?" allzuoft nicht recht beachtet. Ich empfehle meinen Lesern,
sich einmal über verschiedene Corporate Websites zu bewegen,
das Aufmerksamkeit heischende Design zu ignorieren und eine einzige
Frage im Visier zu behalten: "Ist das, was ich hier sehe, für
irgendjemanden nützlich ?" Wenn Sie diese Frage nicht beantworten
können, und zwar schnell und plausibel, stimmt etwas nicht.
Websites geraten leicht zu Un-Produkten, die zwar beweisen, daß
man "auch im Web" ist, ihren Kunden ansonsten aber wenig zu bieten
haben. Es hat sich noch nicht herumgesprochen, daß die Zeiten
vorbei sind, in denen das Medium so neu und aufregend war, daß
schon alleine das Stöbern darin einen Unterhaltungswert (also
einen Nutzen) hatte.
Ein sehr wichtiger und attraktiver Nutzen-Aspekt ist im WWW übrigens
immer gegeben, nämlich die Möglichkeit zur Kommunikation
via E-Mail - was mindestens dem Grundnutzen eines Fax-Geräts
entspricht (eigentlich ist er weitaus größer, weil
z.B. Dateien versendet werden können). Dieser kommt allerdings
nur durch eine funktionierende "soziale Navigation" zum Tragen.
Wenn Kund/innen ohne Mühe Ansprechpartner für ihr Anliegen
finden und auch rasche Antwort erhalten, macht schon alleine dies
eine Website zu einer nützlichen Sache. Ein einsames E-Mail
Link, das am untersten Seitenrand klebt und mit "webmaster@x.com"
oder "info@y.de" betitelt ist, reicht hierfür allerdings
kaum aus. Und eine regelrechte Zumutung sind "Kontakt"-Formulare,
die augenscheinlich dafür da sind, möglichst viel über
die schreibende Person in Erfahrung zu bringen, worauf ihr dann
in einem etwa briefmarkengroßen Feld Gelegenheit gegeben
wird, ein Anliegen zu formulieren. Die Botschaft: "Fassen Sie
sich kurz - und rechnen Sie nicht unbedingt mit einer Antwort."
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