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Der Turbo-NavigatorDas richtige am falschen Platz
 
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KommDesign.de — Galerie — schlechte Links und Menüs

not optimized for human vision....
 
Was die Bediener eines graphischen Interfaces glücklich macht, sind kurze Wege und...

große Ziele

Um Mißverständnisse vozubeugen: Es geht hier nicht um Ziele im Sinn von "Verdoppelung meines Gehalts", "Erwerb eines schicken Eigenheims", oder "baldige Urbarmachung des Planeten Mars", sondern - natürlich - um Interface-Objekte als Ziele für Mauszeiger.

Warum ist das so?

Erste Hinweise liefert uns die Realität. Auch hier ist übertriebene Kleinheit der Laune des technikbedienenden Kunden nicht eben zuträglich. Mein Rechner hat z.B. eine "Reset"-Taste. Das ist der Letzte-Ölungs-Knopf, den man noch einmal drückt, bevor man den Stecker zieht und endlich ins Bett geht. Da ich Benutzer eines Windows-Systems bin, das schon einige Renovierungen mitgemacht hat, muss ich das Knöpfchen häufiger benützen als mir lieb ist. Und da es aus Sicherheitsgründen in der Gehäusefront eingelassen ist und im Durchmesser nur wenige Millimeter misst, geht ohne eine ruhige Hand (die hat man nach einem Systemcrash natürlich immer) und einen spitzen Bleistift gar nichts. Das Ding ist fast so ärgerlich wie die automatische Sendersuchtaste meines Videorekorders, die sich gegen zudringliche Bediener (also mich) wehrt, indem sie sich auf der Rückseite in einer finsteren Gerätenische verschanzt.   

 
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Diese Beispiele sind einleuchtend, und auch im Web gibt es keinen vernünftigen Grund, etwas so klein zu machen, dass es unleserlich, unkenntlich oder nur mit der Zielmotorik eines Uhrmachers bedienbar ist. Keine sensationelle Erkenntnis, denken Sie jetzt vielleicht, und ich gebe Ihnen Recht. Und jeder würde sich auch daran halten - wenn da nicht der viele schöne Content und das viele schöne Design wäre. Beides schreit nach einer Verkleinerung!

  • Der Content, weil er in solchen Mengen anfällt, dass man ihn nur in eine Seite montieren kann, wenn man ihn - verkleinert.

  • Das Design, weil Dinge, welche zu lesen und zu bedienen sind, sich optisch eher sperrig verhalten. Sie sind nicht beliebig form-, geschweige denn animierbar, und deshalb verschafft man sich am besten Luft, indem man sie - na? - eben: ein wenig verkleinert.  

Dies sind z.B. die überaus komfortablen Links, die ausländische Besucherinnen und Besucher des Deutschen Bundestags bedienen können, um die Seiten in der eigenen Landessprache aufzurufen - wenn Sie sie treffen. 

 
Dieses Beispiel aus der Website des Magazins "Fokus" nehme ich immer wieder gerne zur Hand, um zu verdeutlichen, wie man sich mit minimalen Ressourceneinsatz (auf einer Fläche von 67 x 133 Pixeln) zum erbitterten Feind des Benutzers macht. Übrigens: Lassen Sie sich nicht täuschen. Hier ist nicht der Mauszeiger geschwollen, nein, die Buchstaben sind zu klein!



Dieser Disclaimer, der seinen Claim auf der Website des Pharma-Riesen "AVENTIS" absteckt, wirkt etwas zurückhaltend, fast könnte man meinen, er sei ein wenig verunsichert. Wenn Sie mich fragen, es wäre ihm lieber, man läßt ihn in Ruhe. (Was ich im Übrigen auch getan habe).
Screenshots vom 11.06.2001  

 
Man könnte derartige Beispiele endlos aneinanderreihen. Hier ein weiteres, von der Website der Sozialdemokraten.  Diese verleihen ihrem politischen Durchsetzungswillen Ausdruck, indem Sie die Leitartikel auf der Startseite mit einem energischen roten Pfeil ausstatten:

Rot ist ja nicht nur die Farbe der Sozialdemokratie, sondern auch eine Warnfarbe, wie man weiss. In dieser homöopathischen Dosierung sind die Aufwallungen, die beim Betrachter erzeugt werden, dann allerdings eher bescheiden. Auf so ein filigranes Gebilde sollen wir mit unserem dicken, feisten Mauszeiger 'draufklicken? Einfach so?

Um Gottes Willen  - es würde sich weh tun!

 
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Das idiotische Komprimieren von Informationen bis in den subatomaren Bereich hinein gehört auch zu den Standards jeder Flash-Website, die etwas auf sich hält. Die folgenden Screenshots habe ich bei einem kurzen Streifzug durch die Websites einiger Agenturen aufgesammelt, die sich auf innovatives Design spezialisiert haben. Die Konzentration hierauf führt anscheinend dazu, dass die Sehschärfe um 300% zunimmt.

Ich war zunächst im Zweifel, ob hier, (pardon) HODE INGO zu lesen ist. Durch Vergrößern des Screenshots konnte ich mich überzeugen, dass es mitnichten um Ingos Hoden, sondern um "MORE INFO" geht. ("signalgrau designbureau")
 
Dieses Schriftzüglein, das sich als Bildschirmverunreinigung getarnt hat, heisst "Subscribe to Mailing List". Und wieder haben wir den eigenartigen Eindruck, jemand hat unseren Mauszeiger aufgeblasen. ("habitat 7")
 
Hierzu  kein Kommentar ("fractales").

Aber auch grosse Anbieter verstehen es mitunter, Bedienelemente ihres Angebots durch knallharte Verkleinerung in den Zustand völliger Unkenntlichkeit zu versetzen. Da wären etwa Bilder wie diese:

Jetzt fragen Sie mich bitte nicht, was das ist, fragen Sie den "Axel Springer Verlag", von dessen Website diese Bilder stammen.

Der "Stern" kombiniert die Miniaturisierung noch mit erfrischender Absurdität. Denken Sie doch einmal darüber nach: Sie bedienen die Suchmaschine, und diese flüstert ihnen zu...

Man kommt ins Grübeln.
 



Meine besondere Zuneigung hat sich dieses Menü Marke "Schützenfest" erworben, das ich auf der Website von BURDA gefunden habe. Anstatt mich hier, wie es sich gehört (und wie man es erwartet) auf die Wörter klicken lassen zu dürfen, muss ich meine Präzisionszielmotorik einsetzen, um die gelben Bullets zu treffen. Immerhin: Man kann es auch sein lassen.


Übrigens kann man auch im redaktionellen Bereich Dinge so zurechtschrumpeln, dass eine 128 BIT Verschlüsselung locker geschlagen wird. - Nein, ich weiss nicht, was das Bild darstellt. Es ist auch aus dem Kontext, einem Beitrag über die "Bluetooth"-Technologie, nicht zu erraten, und man kann das Bild auch nicht vergrößern, und es ist auch kein Witz. ("Computerwoche")

Auf diese Weise liesse sich das Rezept von Coca-Cola völlig gefahrlos publizieren.

...und dann gibt es noch Texte wie diesen, die mich am Verstand eines der Beteiligten (bin jetzt ich bescheuert?) zweifeln lassen:

Ist das wirklich 24 BIT DISPLAY OPTIMIZED? Nun, ganz offensichtlich bin ich kein 24 BIT DISPLAY, sonst könnte ich wohl erkennen, was da steht. Ich würde hier sagen:

NOT OPTIMIZED FOR HUMAN VISION

("rui camilo")

Bei alledem muss man berücksichtigen, dass meine Augen mit einer "geeigneten Sehhilfe" einigermassen intakte Bilder liefern (das meint jedenfalls mein Führerschein, und wenn er es nicht weiss...). Wie jemand mit einem auch nur klitzekleinen Sehproblem mit diesem Informations-Gekrümel zurecht kommt? Man kann es sich kaum ausmalen...

 
 
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© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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