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Artikel 21 von 44
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KommDesign.de Galerie schlechte
Links und Menüs
not optimized
for human vision.... |
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Was die Bediener eines graphischen
Interfaces glücklich macht, sind kurze Wege und...
große
Ziele
Um Mißverständnisse vozubeugen: Es geht hier nicht
um Ziele im Sinn von "Verdoppelung meines Gehalts", "Erwerb
eines schicken Eigenheims", oder "baldige Urbarmachung des
Planeten Mars", sondern - natürlich - um Interface-Objekte
als Ziele für Mauszeiger.
Warum ist das so?
Erste Hinweise liefert uns die Realität. Auch hier ist übertriebene
Kleinheit der Laune des technikbedienenden Kunden nicht eben zuträglich.
Mein Rechner hat z.B. eine "Reset"-Taste. Das ist der Letzte-Ölungs-Knopf,
den man noch einmal drückt, bevor man den Stecker zieht und
endlich ins Bett geht. Da ich Benutzer eines Windows-Systems bin,
das schon einige Renovierungen mitgemacht hat, muss ich das Knöpfchen
häufiger benützen als mir lieb ist. Und da es aus Sicherheitsgründen
in der Gehäusefront eingelassen ist und im Durchmesser nur
wenige Millimeter misst, geht ohne eine ruhige Hand (die hat man
nach einem Systemcrash natürlich immer) und einen spitzen
Bleistift gar nichts. Das Ding ist fast so ärgerlich wie
die automatische Sendersuchtaste meines Videorekorders, die sich
gegen zudringliche Bediener (also mich) wehrt, indem sie sich
auf der Rückseite in einer finsteren Gerätenische verschanzt.
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Diese Beispiele sind einleuchtend, und auch im Web gibt es keinen
vernünftigen Grund, etwas so klein zu machen, dass es unleserlich,
unkenntlich oder nur mit der Zielmotorik eines Uhrmachers bedienbar
ist. Keine sensationelle Erkenntnis, denken Sie jetzt vielleicht,
und ich gebe Ihnen Recht. Und jeder würde sich auch daran
halten - wenn da nicht der viele schöne Content und das viele
schöne Design wäre. Beides schreit nach einer Verkleinerung!
- Der Content, weil er in solchen Mengen
anfällt, dass man ihn nur in eine Seite montieren kann,
wenn man ihn - verkleinert.
- Das Design, weil Dinge, welche zu
lesen und zu bedienen sind, sich optisch eher sperrig verhalten.
Sie sind nicht beliebig form-, geschweige denn animierbar, und
deshalb verschafft man sich am besten Luft, indem man sie -
na? - eben: ein wenig verkleinert.
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Dies sind z.B. die überaus komfortablen Links, die
ausländische Besucherinnen und Besucher des Deutschen
Bundestags bedienen können, um die Seiten in der eigenen
Landessprache aufzurufen - wenn Sie sie treffen.
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Dieses Beispiel aus der Website des Magazins "Fokus"
nehme ich immer wieder gerne zur Hand, um zu verdeutlichen,
wie man sich mit minimalen Ressourceneinsatz (auf einer
Fläche von 67 x 133 Pixeln) zum erbitterten Feind des
Benutzers macht. Übrigens: Lassen Sie sich nicht
täuschen. Hier ist nicht der Mauszeiger geschwollen,
nein, die Buchstaben sind zu klein!
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Dieser Disclaimer, der seinen Claim auf der Website des Pharma-Riesen
"AVENTIS" absteckt, wirkt etwas zurückhaltend,
fast könnte man meinen, er sei ein wenig verunsichert.
Wenn Sie mich fragen, es wäre ihm lieber, man läßt
ihn in Ruhe. (Was ich im Übrigen auch getan habe).
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Screenshots vom 11.06.2001 |
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Man könnte derartige Beispiele endlos
aneinanderreihen. Hier ein weiteres, von der Website der Sozialdemokraten.
Diese verleihen ihrem politischen Durchsetzungswillen Ausdruck,
indem Sie die Leitartikel auf der Startseite mit einem energischen
roten Pfeil ausstatten:
Rot ist ja nicht nur die Farbe der Sozialdemokratie,
sondern auch eine Warnfarbe, wie man weiss. In dieser homöopathischen
Dosierung sind die Aufwallungen, die beim Betrachter erzeugt werden,
dann allerdings eher bescheiden. Auf so ein filigranes Gebilde
sollen wir mit unserem dicken, feisten Mauszeiger 'draufklicken?
Einfach so?
Um Gottes Willen
- es würde sich weh tun!
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Das idiotische Komprimieren von Informationen
bis in den subatomaren Bereich hinein gehört auch zu den Standards
jeder Flash-Website, die etwas auf sich hält. Die folgenden
Screenshots habe ich bei einem kurzen Streifzug durch die Websites
einiger Agenturen aufgesammelt, die sich auf innovatives Design
spezialisiert haben. Die Konzentration hierauf führt anscheinend
dazu, dass die Sehschärfe um 300% zunimmt.
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Ich war zunächst im Zweifel, ob hier,
(pardon) HODE INGO zu lesen ist. Durch Vergrößern
des Screenshots konnte ich mich überzeugen, dass es mitnichten
um Ingos Hoden, sondern um "MORE INFO" geht. ("signalgrau
designbureau")
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Dieses Schriftzüglein, das sich als
Bildschirmverunreinigung getarnt hat, heisst "Subscribe
to Mailing List". Und wieder haben wir den eigenartigen Eindruck,
jemand hat unseren Mauszeiger aufgeblasen. ("habitat
7")
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Hierzu kein Kommentar ("fractales").
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Aber auch grosse Anbieter verstehen es
mitunter, Bedienelemente ihres Angebots durch knallharte Verkleinerung
in den Zustand völliger Unkenntlichkeit zu versetzen. Da
wären etwa Bilder wie diese:
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Jetzt fragen Sie mich bitte
nicht, was das ist, fragen Sie den "Axel Springer Verlag",
von dessen Website diese Bilder stammen. |
Der "Stern" kombiniert die Miniaturisierung noch
mit erfrischender Absurdität. Denken Sie doch einmal
darüber nach: Sie bedienen die Suchmaschine, und diese
flüstert ihnen zu...
Man kommt ins Grübeln.
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Meine besondere Zuneigung hat sich dieses Menü Marke
"Schützenfest" erworben, das ich auf der
Website von BURDA gefunden habe. Anstatt mich hier, wie
es sich gehört (und wie man es erwartet) auf die Wörter
klicken lassen zu dürfen, muss ich meine Präzisionszielmotorik
einsetzen, um die gelben Bullets zu treffen. Immerhin: Man
kann es auch sein lassen.
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Übrigens kann man auch im redaktionellen Bereich Dinge
so zurechtschrumpeln, dass eine 128 BIT Verschlüsselung
locker geschlagen wird. - Nein, ich weiss nicht, was das
Bild darstellt. Es ist auch aus dem Kontext, einem Beitrag
über die "Bluetooth"-Technologie, nicht zu
erraten, und man kann das Bild auch nicht vergrößern,
und es ist auch kein Witz. ("Computerwoche")
Auf diese Weise liesse sich das Rezept von Coca-Cola völlig
gefahrlos publizieren.
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...und dann gibt es noch Texte wie diesen,
die mich am Verstand eines der Beteiligten (bin jetzt ich bescheuert?)
zweifeln lassen:
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Ist das wirklich 24 BIT DISPLAY OPTIMIZED?
Nun, ganz offensichtlich bin ich kein 24 BIT DISPLAY,
sonst könnte ich wohl erkennen, was da steht. Ich würde
hier sagen:
NOT OPTIMIZED FOR HUMAN VISION
("rui camilo") |
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Bei alledem muss man berücksichtigen, dass
meine Augen mit einer "geeigneten Sehhilfe" einigermassen
intakte Bilder liefern (das meint jedenfalls mein Führerschein,
und wenn er es nicht weiss...). Wie jemand mit einem auch nur
klitzekleinen Sehproblem mit diesem Informations-Gekrümel
zurecht kommt? Man kann es sich kaum ausmalen...
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