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Killer-IconsDie Klappmesser-Metapher
 
Artikel 18 von 44
KommDesign.de — Galerie — schlechte Links und Menüs

Viel hilft viel ...

Haben Sie irgendwo Links herumliegen, mit denen Sie so Recht nichts anzufangen wissen? So ca. 50-60 Stück sollten es aber schon sein. Wenn ja, kann ich Ihnen helfen. Sprechen Sie einfach das magische Wort 

"P o r t a l"

Danach können Sie das Zeug dann frohen Herzens in eine einzige unschuldige HTML-Seite rammen. Damit sie dort überhaupt Platz finden, müssen sie natürlich (a) in Kleinstschrift, maximal 8pt gesetzt (b) dicht gepackt und (c) völlig unkommentiert sein. Das alles löst zwar schwere mentale Überlastungsreaktionen und Orientierungsstörungen bei den Besucher/innen aus, aber das macht nichts, weil: Auf einem "Portal" darf man das, das machen alle so.
 
 

Hier sehen Sie ein besonders beeindruckendes Exemplar, das aus einer Website Namens "mirabilis.com" stammt. Ich habe es verkleinern, die Farbtiefe reduzieren und mehrere Screenshots kombinieren müssen, um es in seiner majestätischen Pracht zeigen zu können. 
 

Raten Sie doch einmal: Wieviele Links hier wohl versammelt sein mögen....? 

es sind
.
.
.
295

(zweihundertfünfundneunzig)





Mich erinnert das spontan an den "Domino-Day". Wissen Sie noch? Das war der Tag, an dem ca. hundert junge Europäer der Welt zeigten, daß sie bereit sind fürs neue Jahrtausend. Sie ließen 2.5 Millionen bunter Steinchen, die sie zuvor in wochenlanger Arbeit aufgestellt hatten, in einem halbstündigen Plumps wieder umpurzeln - einfach so! Und die Organisatoren dieses Unsinns waren mit Kräften bemüht uns (und ihren Sponsoren) zu erklären, dies sei ein Ereignis, gegen das sich der Untergang der spanischen Armada wie eine Kissenschlacht in einer Jugendherberge ausnehme.

(Screenshot vom 12.11. 1999)  
 
 
miserabilis.com (Verzeihung, "mirabilis" wollte ich natürlich sagen), das ist der Domino-Day des Webdesigns. Ich bin überzeugt, die wollten hier (den Eintrag ins Guinness Buch fest im Visier) eigentlich 300 Links unterbringen, nur leider waren sie vorher alle. Schade eigentlich, so kurz vor dem Ziel.

Das Beispiel ist interessant, weil es zeigt, daß Quantität im Design so ziemlich das letzte ist, was einer/m Surfer/in weiterhilft. Wieviele Informationen kann ein durchschnittlicher Mensch von jetzt auf nachher im Gedächtnis behalten? Etwa 4-5 (nicht 7, wie man allenthalben hört und liest). Mirabilis.com liefert somit das 73-59fache dessen, was man sinnvoll verarbeiten kann - eine echte Höchstleistung. Dagegen nimmt sich der zweitschlimmste Feind des menschlichen Gedächtnisses nach dem Internet, der Pizzaservice, noch vergleichsweise harmlos aus: Die Nr. 149 ist mit Käse, Schinken, Artischocken, Salami, Peperoni, Oliven, Kapern, Paprika und Tomaten, Nr. 150 mit Schinken, Tomaten, Käse, Salami, Peperoni, Sardellen, Oliven, Paprika und Kapern - hm... Ich bevorzuge in diesem Fall ja datenreduzierende Strategien wie die "Pizza mit allem" (bitte ohne Sardellen!), oder ich weiche der Überlastung einfach geschickt aus (ich sage nur: Teigwaren). Aber bei mirabilis.com ist auch dies zum Scheitern verurteilt.

Und wieviele Ziele kann man gleichzeitig verfolgen? Ein einziges, mehr schafft unser armseliges Gehirn nicht. Also ist mirabilis.com handlungspsychologisch gesehen sozusagen 294 mal "Plopp" und ein mal "Ping" - immer vorausgesetzt, die gesuchte Information ist überhaupt vorhanden. Und das herauszufinden, macht bestimmt genauso viel Spaß wie Dominosteine umwerfen.
 

 
Es gibt auch kleinere Quantitätsgeschwüre - "Miserabilis light", sozusagen. Sie sind eigentlich gar nicht so selten anzutreffen, bevorzugt in endlosen Link-Listen (unkommentiert, kleinstschriftig und mit auflockernden Zeilenumbrüchen, versteht sich). Auf das folgende Schmuckstück aus einem Online-"Metallforum" hat mich ein Leser aufmerksam gemacht:  
   (Screenshot vom 13.11. 1999)

Von der Linkdichte schlägt das Metallforum Miserabilis sogar um Längen. 78 augenfreundliche Links auf einer Fläche von nur 568 x 187 Pixeln! Man kann sich diesen unglaublichen Unsinn eigentlich nur erklären, wenn man annimmt, daß da ein Chip-Entwickler ins Design-Team geraten ist. ("Halt, warten Sie mal, das geht bestimmt noch kleiner...").

 
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© Dr. Thomas Wirth Kommunikationsdesign - eMail: thomas.wirth@kommdesign.de
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