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KommDesign.de Texte Kommunikation
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Über Wörter (und Bilder)
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Woraus ist das Web gemacht? Ein Gedankenexperiment
Warum Wörter wichtig sind: Links
Warum Wörter noch wichtiger sind: Kommunikation
Wofür dann überhaupt Bilder?
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Vieles im Web wird aus Bildern gemacht. Es gibt allenthalben Grafiken,
Buttons, Icons, Animationen, Farben und Symbole. Begriffe wie "grafisches
Interface" oder "multimedial" dominieren das Denken
der Gestalter/innen, und entsprechend viel Zeit, Geld und Mühe
wird darauf verwendet, Bilder zu entwerfen und immer professioneller
und schöner und aufwendiger zu gestalten. Jeder sehnt den Zeitpunkt
herbei, an dem die geringen Bandbreiten, die derzeit noch verhindern,
daß die letzten Hemmungen fallen, endlich weiter werden. Könnten
doch Bilder und Animationen endlich verzögerungsfrei in beliebigem
Umfang übertragen werden, dann wäre vieles besser, dann
könnten wir endlich optimal arbeiten! Und die Wünsche
scheinen in Erfüllung zu gehen. "Flash" als stark
grafik- und animationsorienierte Technologie gewinnt gegenüber
dem drögen Sprach-Text-HTML immer mehr an Boden, die Zukunft
ist nah.....
Und dann gibt es da noch diesen unsäglichen halbwahren Spruch,
der sich tief in den Gehirnen der Laien-Entscheider eingenistet
hat, und der sie jede grafische Unsinnskröte schlucken läßt:
"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte".
Man weiß ja wenig über das Medium, noch weniger über
Kommunikation und am wenigsten über die Gewohnheiten und
Bedürfnisse der Benutzer/innen, aber daß ein Bild mehr
sagt als..., das ist doch klar! Das hat Großvattern schon
gesagt, und deshalb stimmt's, punktum! Dann können wir hübsche
barocke Bildlandschaften inszenieren und brauchen uns nicht daran
stören, wenn sie mit langweiligem Gestammel garniert sind.
Überlegen Sie: eine Website mit 35 Bildern sagt mehr als
35.000 Worte - das ist höchst sparsam!
Aber nein. So ist es nicht. Im Gegenteil: Bilder sind verzichtbar.
Sie sind praktisch, nützlich, schön und gut, erforderlich
sind sie nicht - und tausend Worte können sie schon gar nicht
ersetzen. Sehr viele wichtige Wörter können nicht einmal
bildlich dargestellt werden. Nehmen wir einmal die Wörter
dieses Absatzes. Welche Bilder fallen Ihnen zu den Begriffen "verzichtbar,
praktisch, nützlich, gut, erforderlich, tausend, ersetzen,
gar nicht" usw. ein? Ich habe da so meine Mühe.
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Woraus
ist das Web gemacht? Ein Gedankenexperiment
Machen wir ein kleines Gedankenexperiment: Ein speziell ausgebildeter
Virus zerstört alle Bilder, die es im gesamten Web gibt,
alle gifs und jpegs verschwinden auf einen Schlag von der Bildfläche.
Würde der Rest nun noch funktionieren? Ich würde sagen:
ja. Vieles wäre häßlicher, Bedienungselemente,
die alleine auf Grafiken aufbauen (z.B. Imagemaps), wären
ausgeschaltet, das Fehlen erklärender Grafiken würde
Lücken in die Inhalte reißen, aber: die meisten Informationen
und das Netz selbst wären noch vorhanden - mit Sinn und Zweck.
Und die Umkehrung? Könnte das Web ohne Wörter auskommen?
Kehren wir noch einmal zum Ausgangzustand unseres Experiments
zurück und entfesseln einen neuen Virus, der diesmal die
Texte aus dem Internet frißt und nur gifs und jpegs übrigläßt.
Und nun wieder die Frage: Würde der Rest noch funktionieren?
Nein, das ist völlig unmöglich, ausgeschlossen. Ohne
Wörter ist das Medium nicht denkbar, es wäre eine Ansammlung
bunter Schnipsel, ohne Zusammenhang, ohne Informationswert. Selbst
wenn einige Bilder noch informativ bleiben würden, ohne Kontext,
ohne ein umgebendes Skelett von Bedeutungen - welches immer durch
Kommentare und Texte geschaffen wird - wären sie wertlos.
Kaum jemand könnte das verbliebene Bild-Sammelsurium nutzen.
Ohne Texte, ohne Sprache also, wäre das Web zum Untergang
verurteilt:
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Warum
Wörter wichtig sind: Links
Und auch die Elemente, die das Web überhaupt erst zu dem
machen was es ist, eben einem Informationsnetz,
sind wiederum Wörter. Gemeint sind - natürlich - die
Links. Sie haben zwei Funktionen, nämlich einerseits die
Erwartungen der Benutzer/innen präzise zu steuern: "Wenn
Du auf mich klickst, wirst Du dorthin gelangen", andererseits
aber auch zum Klicken zu motivieren: "Wenn Du auf mich klickst,
wird es Dir nützen". Wenn ein Link eine dieser Funktionen
nicht erfüllt, bleibt es möglicherweise ungeklickt -
und damit bleibt...
- die Information ungesehen,
- der Text ungelesen,
- das Produkt ungekauft,
- die Mail ungesendet,
- der Kontakt ungeknüpft.
Bilder können Text-Links unterstützen, z.B. indem sie
Bedeutungen präzisieren oder visuelle Aufforderungsreize senden,
aber niemals vollständig ersetzen. Auch hier gilt wieder: Das
Problem der Navigation im Web wäre ohne Icons leichter zu lösen
als ohne Wörter, also sprachlich etikettierte Links. Wir können
das leicht im Selbstversuch testen, indem wir das Gedankenexperiment
aus dem vorigen Abschnitt wiederholen. Begeben wir uns also einmal
auf einige Websites, und denken wir uns die sprachlichen Informationen
aus den Links der Hauptnavigation einfach weg. In den meisten Fällen
werden wir nun völlig orientierungslos vor den bunten Gebilden
sitzen. Und dies ist kein Zufall, denn natürlich sind die Rubriken
einer Website "Inhalts"rubriken. Websites sind Informations-
und Wissensspeicher, keine Filme, keine Spots, keine Comics, keine
Dia-Show, keine Bildspeicher. Site-Rubriken müssen deshalb
notwendigerweise mit Wörtern gekennzeichnet werden, denn unser
Faktenwissen ist in Sprache kodiert. Es gibt zwar einige Bilder,
die per Konvention bestimmte feste Bedeutungen tragen (Briefkasten
= "E-Mail", Lupe = "Suchen"), dies sind jedoch
im Vergleich zu den Milliarden von Wörtern, die die Surfer/innen
zu den Inhalten im Web führen, vergleichsweise wenige. Die
meisten Icons oder Bild-Links sind ohne ein Label oder einen zusätzlichen
Kommentar nicht zu verstehen. |
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Warum
Wörter noch wichtiger sind: Kommunikation
Beim bewußten Denken entsteht eine Stimme in unserem Kopf,
die man "innerer Monolog" nennt. Diese Stimme, die Anweisungen
gibt, kommentiert (und gelegentlich auch ganz schön penetrant
sein kann), ist irgendwo im Inneren des Kopfes zwischen unseren
Ohren, hinter der Nasenwurzel lokalisiert. Beim Lesen "hören"
wir diese innere Stimme ebenfalls (z.B. hören Sie als Leserin
oder Leser gerade jetzt die Wörter dieses Artikels), und
auf einer Website spricht sie für den oder die Betreiber.
Es entsteht sozusagen ein Dialog. Dieser ist zwar einseitig, denn
natürlich kann ein/e Leser/in den/die Autor/in eines Textes
nicht unterbrechen oder das Gelesene unmittelbar kommentieren,
trotzdem: Die Qualität der Beziehung im Kontakt mit einer
Website wird ganz entscheidend dadurch bestimmt, was die Stimme
in unserem Kopf als Stellvertreter des Betreibers zu uns "sagt".
Wenn die sprachliche Gestaltung Ihrer Site also z.B. trocken,
unpersönlich, humorlos ist, sprechen Sie eben so mit
Ihren Besucher/innen: trocken, unpersönlich und humorlos.
Eine lebendige, persönliche, abwechslungsreiche Sprache wirkt
im wahrsten Sinn des Wortes ansprechend und sympathisch. Hierzu
ein kleines Beispiel: Die gleichen Aussagen einmal unpersönlich,
einmal in einer Formulierung, die einem natürlichen Dialog
entspricht.
Beschreibend |
Dialog-ähnlich: |
Das Produktangebot der Firma X zeichnet
sich durch eine hohe Anwenderfreundlichkeit aus. |
Wir legen Wert darauf, daß Sie
unsere Produkte leicht bedienen können. |
Die Firma X begrüßt Ihre
Kunden und auf ihrer Website. |
Wir begrüßen Sie auf unserer
Website. |
Das Internet-Team hofft, den Kunden
der Firma X interessante Informationen und optimalen Service
bieten zu können. |
Wir möchten Ihnen gerne interessante
Informationen und optimalen Service bieten. |
Auch deshalb sind Wörter also ein top-Thema, wenn es um die
Gestaltung von Websites geht. Und vieles liegt im Argen, weil
sie vernachlässigt werden. Vielleicht liegt es daran, daß
sie gar so einfach herzustellen sind. Man braucht nur auf einige
Tasten zu klappern, und schon sind sie da - kinderleicht, das
kann jeder. Und oft kann man sie sogar aus schon vorhandenem Material
übernehmen, kein Konvertieren, kein Komprimieren, kein Vergrößern/Verkleinern,
kein Scannen, keine Farbtiefe, keine Ästhetik, alles ganz
einfach. Hopp, und 'rauf damit auf die Site.
Aber das ist natürlich grundfalsch, denn Wörter müssen
nicht nur geschrieben, sondern zuerst einmal - Verzeihung - gedacht
werden. Die hiermit verbundenen Investitionen an Anstrengung und
Zeit (und natürlich auch Geld) werden allerdings vielerorts
zugunsten der cooleren Grafik eingespart. Redesign, das heißt
oft "bessere Bilder" oder auch "mehr Bilder", nur selten "bessere
Wörter" oder "bessere Ideen und Inhalte".
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Warum
dann überhaupt Bilder?
n der Einleitung zu diesem Beitrag habe ich behauptet, Bilder
seien im Web nicht zwingend erforderlich, und das Ergebnis unserer
Gedankenexperimente zeigt (zumindest für mein Urteilsvermögen),
daß dies so stimmt. Ich bin aber kein Bilderfeind, ganz
im Gegenteil: Bilder...
- ...sind - richtig eingesetzt - wirksame Werkzeuge der emotionalen
Kommunikation.
- ...sorgen für eine angenehme Atmosphäre und ein
positives Produktgefühl.
- ...tragen dazu bei, viele ergonomische Probleme besser zu
lösen.
- ...taugen vorzüglich als Lehrmedium, d.h. sie stellen
komplexe Sachverhalte u.U. sehr viel kompakter und effizienter
dar als ein Text.
- ...schaffen bleibende Eindrücke, denn das Gedächtnis
für Bilder ist sehr viel leistungsfähiger als das
Gedächtnis für Text.
Nur: es müssen eben gute Bilder sein. Ein gutes
Bild ist nicht einfach nur da, weil es da ist oder weil man üblicherweise
"sowas" macht oder weil's hübsch aussieht. Es hat einen Sinn,
also: Es hat eine Funktion oder macht eine Aussage (das gleiche
gilt, nebenbei bemerkt, auch für Texte).
- Ein Firmenlogo ist ein gutes Bild,
und es gehört ganz selbstverständlich auf eine Website
um Corporate Identity zu kommunizieren.
- Eine rotierende Weltkugel ist ein schlechtes
Bild, denn es ist ein Stereotyp, das man überall sieht,
ohne echten Informationswert (...world-wide?), oftmals sogar
irreführend (was ist denn z.B. an einer kommunalen Homepage
oder der Site eines Internet-Providers "world-wide?").
- Ein Bild eines Ansprechpartners auf einer
Seite mit E-Mail Adressen ist ein gutes Bild, denn es erleichtert
Kommunikation (ich werde z.B. oft aufgrund des Bildes auf meiner
Site erkannt und gefunden), und es stellt eine persönliche
Atmosphäre her.
- Eine horizontale Linie in Regenbogenfarben
mit animiertem Glanzlicht ist ein schlechtes Bild, denn es hat
einen ablenkenden Effekt (vgl. hierzu den Beitrag "Warum Animationen
schlecht sind") und seine ästhetische Aussage ist langweilig.
- Ein Icon zu einem Shopbereich, auf welchem Beispiele von
Produkten zu sehen sind, ist ein gutes Bild, denn es transportiert
Bedeutungen, die die Sprache ergänzen und den Benutzer/innen
eine sichere Orientierung ermöglichen, vielleicht auch
das Lesen ersparen.
- Hintergrundgrafiken sind schlechte Bilder, denn in den meisten
(sagen wir, 99 von 100) Fällen wird durch sie das Lesen
der Texte erschwert.
Fazit: Auf Bilder zu verzichten wäre genauso falsch wie die
derzeit häufig anzutreffende Strategie, die eigene Sprachlosigkeit
durch Wucherungen von Grafik und Animation zu tarnen. Und über
Bilder sollte man erst dann entscheiden, wenn über die Inhalte
entschieden ist. Grafik kann dann ein sehr wirksamer "Mörtel"
sein, der die eigentliche Substanz, nämlich Aussagen, Ideen
und Texte, zusammenhält. Wer nur Mörtel verwendet - und
sei er auch noch so fein angerührt - kann damit nichts Rechtes
bauen. |
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