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KommDesign.de Texte Kommunikation
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Wir ohne Sie: Warum PR-Phrasen schlecht sind
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Warum PR-Phrasen schlecht sind
Warum es PR-Phrasen gibt, obwohl sie schlecht
sind
Ein kurzes Fazit
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Die
Begriffe Kundenorientierung, Qualität und Service
sind keine leeren Schlagworte, sondern bedeuten
für mich Ansporn und konstante Herausforderung
mit dem Ziel, die bahnbrechenden Errungenschaften
der modernen Wissenschaft zum Nutzen meiner Kunden
einzusetzen, damit sie ihre Visionen schon jetzt
und hier Wirklichkeit werden lassen können. |
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Das klingt doch wirklich gut, nicht?
Und wenn ich Sie in meiner Angebotssektion mit diesem informativen
44-Wort Sätzchen konfrontieren würde, würde es Ihnen
wahrscheinlich auch nicht weiter auffallen - man liest derart wohldröhnende
Sprachentladungen ja überall (eine kleine Sammlung von Beispielen,
die es wirklich gibt, finden Sie in meiner Galerie).
Nun gibt es diesen Satz aber nicht auf meiner Website - außer
an dieser Stelle zu Demonstrationszwecken -, und zwar aus gutem
Grund. Er ist nämlich schlecht. Warum er schlecht
ist, und warum es solche verbalen Mißgeburten überhaupt
gibt (und zwar nicht nur als vereinzelte Ausrutscher oder Kuriositäten,
sondern überall und in rauhen Mengen), das ist das Thema
dieses Artikels.
Warum PR-Phrasen schlecht sind
1. Sie sind schlecht, weil Sie zu komplex sind. Man kann
auf vielen Websites ohne Mühe Satzungetüme mit 30 und
mehr Wörtern finden (zählen Sie bei Gelegeneit doch
einmal den einen oder anderen nach). Nun liegt die durchschnittliche
Satzlänge für eine optimale Textverständlichkeit
als Faustregel bei ca. 10 Wörtern. Jedes Wort mehr erfordert
erhöhte Anstrengung und wird nur mit Mühe, wenn überhaupt,
verstanden und behalten. Bei einem wissenschaftlichen Text ist
das nicht ganz so schlimm, weil die Leser/innen motiviert sind,
den Inhalt zu verstehen. Sie lesen ihn also zur Not auch zwei-
oder dreimal, und oftmals haben sie gar keine andere Wahl, weil
es irgendwelche äußeren Zwänge gibt. Bei Texten
im Web kann man Lesemotivation allerdings nicht einfach voraussetzen,
man muß sie erst wecken. Daß das oben zitierte Beispiel
hierfür nicht sonderlich geeignet ist, muß wohl nicht
begründet werden.
2. Sie sind schlecht, weil sie keine Information enthalten.
Weil sie überall zu lesen sind, können solche Texte
nicht dafür herangezogen werden, Informationen, Angebote
oder Anbieter zu unterscheiden. Sie sagen also nichts aus. Das
klingt im ersten Moment vielleicht merkwürdig (Ein Satz mit
44 Wörtern sagt doch z.B. eigentlich sehr viel?), ist aber
genau so gemeint. Zur Verdeutlichung: Wenn ich in einem einzelnen
Prospekt lese, daß jemand schnell und effektiv auf Kundenwünsche
eingeht, hat diese Information einen gewissen Wert. In einer Bibliothek,
die bis unter die Decke mit Prospekten vollgestopft ist, wird
sie zu purem Nonsens - umso mehr, wenn sich die Prospekte per
Knopfdruck abrufen lassen. Firma A reagiert schnell und effektiv?
Schön.
- Firma B reagiert rasch und effizient,
- Firma C arbeitet zügig und wirkungsvoll,
- Firma D ist flink und leistungsfähig,
- Firma E agiert termingerecht und produktiv.
Sehen Sie, was ich meine? Die Individualität, das Besondere,
Unterscheidende muß also irgendwo anders zu suchen sein, nur
wo? |
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3. Sie sind schlecht, weil sie Selbstgespräche
sind. Die Rubrik "wir über uns" könnte getrost in "wir
ohne Sie" oder "wir mit uns und keiner hört zu" (vgl. hierzu
Viertens) umbenannt werden. Sie enthält nämlich in der
Regel Informationen, die die Verantwortlichen selbst gerne lesen,
oder Dinge, von denen man möchte, daß sie das Publikum
liest - und möglichst auch glaubt. Dieses Grundmotiv zieht
sich oftmals nicht nur durch den Bereich der Selbstdarstellung,
sondern durch die Inhalte kompletter Websites. Nun müssen aber
Köder nicht dem Angler, sondern vor allem den Fischen schmecken.
Und das Publikum will - wie immer - Brot und Spiele, also einfach
nur unterhalten oder interessant informiert werden. Alles andere,
sei es auch noch so schön gedrechselt, wird einfach ignoriert
oder weggeklickt. Damit kommen wir gleich zum nächsten Punkt,
nämlich
4. Sie sind schlecht, weil niemand sie liest. Der/die
durchschnittliche Internet-Benutzer/in wird derart mit Informationen
überflutet, daß seine/ihre Aufmerksamkeitsspanne in
etwa auf die einer Stubenfliege schrumpft. Wer sich nicht heraushebt,
durch glaubwürdige, überzeugend, verständlich und
interessant aufbereitete Argumente, fällt der gnadenlosen
Zensur der "Back-Taste" zum Opfer. Abgesehen davon lesen
Internet-Surfer/innen in der Regel auch gar nicht, sie "scannen"
die Seiten mit groben Blickbewegungen und picken sich dabei die
Informationen heraus, die zu ihren Zielen oder Interessen passen.
Als Faustregel kann man davon ausgehen, daß von einem normalen
Print-Layout im Web nur 50% überhaupt wahrgenommen werden
- vom Verstehen und Behalten ganz zu schweigen.
5. Sie sind schlecht, weil sie nicht geglaubt werden.
Dies ist nicht mehr als folgerichtig, schließlich sind Internetseiten
noch weitaus geduldiger als Papier. Wo heute "effizient"
steht, kann morgen "effektiv" und übermorgen gar
nichts mehr stehen. Das Medium ist ständig im Fluß
und auch der inkompetenteste Anbieter kann durch Wortgeklingel
alles mögliche vortäuschen. Internet-Benutzer/innen
sind aber ein mißtrauisches Völkchen, sie wissen sehr
wohl, daß jemand der sich als kompetent anpreist, deshalb
noch lange nicht kompetent ist. Durch das gebetsmühlenartige
Wiederholen von Begriffen wie "Kundenorientierung" und
"erfolgreich" macht man nur eindringlich klar, daß
man sich selbst für eine prima Sache hält - und den
Gästen seiner Internet-Präsenz intellektuell nicht so
sonderlich viel zutraut.
6. Sie sind schlecht, weil sie sich selbst widerlegen.
Ich sehe es so: Ein kundenorientierter Anbieter, der wirklich
"den Dialog mit Kundinnen und Kunden sucht und an ihren Interessen
ausrichtet" (oder so ähnlich), übt sich eben gerade
nicht in einschläfernd-selbstverliebter Sprachartistik.
Er kommt statt dessen zur Sache: einfach und direkt. Die Phrasen,
die wir allenthalben lesen, bewirken also das Gegenteil von dem,
was gewünscht ist: Sie beweisen Inkompetenz.
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Warum
es PR-Phrasen gibt, obwohl sie schlecht sind
1. Es gibt sie, weil sie schon da sind. Hiermit ist das
zeit- und kostensparende Aus-schlachten von Prospekten und PR-Material
aus Printmedien angesprochen. Leider lassen sich viele Agenturen
und Design-Schmieden die Texte von den Firmen fix und fertig anliefern,
ohne darauf hinzuweisen, daß Lesen und Schreiben im Web
anderen Gesetzmäßigkeiten folgt. Vielleicht wissen
sie es nicht besser, vielleicht beschäftigen sie sich lieber
mit anderen Problemen (z.B. der Erstellung einer besonders coolen
Start-Animation), vielleicht möchten sie angesichts knapp
kalkulierter Budgets die Sache nicht noch teurer werden lassen.
Billige Hobby- und Discount-Designer lauern ja heute an jeder
Straßenecke. Da die Kunden es natürlich auch nicht
besser wissen (wie sollten sie auch?) und mit Freuden am falsche
Ende sparen, geschieht eben das unvermeidliche. "Da können
wir doch endlich einmal die Texte aus dem Firmenprospekt sinnvoll
verwenden - prima!"
2. Es gibt sie, weil sie leicht zu machen sind. Sprachliche
Schaumschlägerei des Kalibers "wir nutzen die Möglichkeiten
der modernen Informationstechnologien innovativ, um unseren Kunden
optimalen Service zu bieten" stellt im Grunde keine hohen
Anforderungen. In 5 Minuten dichte ich Ihnen einen PR-Text, der
sich prima anhört und vielleicht sogar verkäuflich,
aber kommunikativ 100% wirkungslos ist. Ich halte es für
denkbar, daß clevere Programmierer ohne Mühe eine Phrasen
- Dresch - Software herstellen könnten, die sprachliche Versatzstücke
aus bestem Öffentlichkeitsarbeitsdeutsch zu feinstem Schwulst
zusammenpappt. Insgeheim hege ich sogar den Verdacht, daß
es diese Software schon gibt, und daß sie bereits überall
im Einsatz ist. Texte zu schreiben, die Aufmerksamkeit erregen,
neugierig machen, unterhalten und dann obendrein noch imagewirksam
sind, ist dagegen ein mühsames Geschäft - und eine Kunst.
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3. Es gibt sie, weil man sonst
nichts Rechtes zu sagen weiß. Solange man sich innerhalb
der unsäglichen "Visitenkarten - im - Netz"-Metapher
oder der "Ihr - Firmenprospekt - für - drei - Mark - fünfzig
- weltweit- - abrufbar" - Metapher bewegt, wird man kaum bemerken,
was man mit wohldröhnendem Broschürenjargon anrichtet
- business als usual, sozusagen. Der Unsinn des Ganzen wird erst
deutlich, wenn man nicht nur davon redet, daß das Web das
Medium der Zukunft ist, sondern auch entsprechend zu handeln versucht.
Wir haben gesehen, daß nichts leichter ist, als die eigenen
Webseiten mit PR-Phrasen zu schmücken, und daß die Versuchung
groß ist - aus finanziellem Kalkül und nicht zuletzt
auch aus Bequemlichkeit. Andererseits beweist man so, daß
man mit den neuen Möglichkeiten des neuen Mediums eben nichts
anfangen kann. Ein Sachverhalt, der vom Publikum garantiert mit
der gebührenden Unaufmerksamkeit registriert wird.
4. Es gibt sie, weil es alle so machen. Wenn es um die
Frage geht, was eine "gute", Internet-Präsenz ist,
fehlt es zur Zeit an Orientierung. Da liegt es natürlich
nahe, bei der Konkurrenz vorbeizuschauen und deren Produkte auf
sich wirken zu lassen. "Aha! Das ist also so eine 'Website'.
Na, das müßten wir doch auch hinkriegen." So bilden
sich dann unmerklich Gestaltungsnormen heraus, die das Web zu
einem bunten Einheitsbrei werden lassen. Ein Beispiel hierfür
sind die imposanten Weltkugeln, die uns allenthalben beglücken,
sei es als dezent gearbeitete Hintergrundgrafik oder nutzlos vor
sich hin rotierende Animation. Es heißt doch schließlich
World-Wide-Web, also sind wir doch jetzt alle "Global player",
also muß man das doch irgendwie sehen - und schon ist es
passiert.
Oder: Das Wörtchen "New" wird im Web bis zur völligen
Verblödung und Sinnentleerung abgenutzt. Ich habe kürzlich
eine Seite gesehen, auf der 27 schwarz-gelbe "New"-Icons
versammelt waren - die ihre Aktualität obendrein noch durch
gemeinschaftliches Rotieren unter Beweis stellten. Mich erinnert
das immer an das notorische ³nurã auf den (zufälligerweise?)
ebenfalls schwarz-gelben Preisschildern im Supermarkt. Spätestens
nach der dritten Tafel, die mir zuraunt, dies sei aber nun wirklich
ein verteufelt günstiges Angebot, weil es NUR 9.98 DM kostet,
erlischt meine Aufmerksamkeit für diese Information völlig.
Allerdings ist bitter, daß sich die Qualität der Kommunikation
im Medium der Zukunft in dieser Hinsicht noch nicht sonderlich
über die der Preistafeln bei Tengelmann, EDEKA oder ALDI
erhoben hat. Wie auch immer. Am Ende, wenn dann alle voneinander
abgeschrieben und die gleichen Konzepte in den Köpfen haben,
herrscht zufriedene Stille.
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Ein kurzes
Fazit:
Jeder, der sich als Informationsanbieter ins Internet begibt,
sollte sich einmal die Zeit nehmen, schicke Begriffe wie "Cyperspace",
"Connectivity" und "E-Commerce" zu vergessen und einige einfache
Fragen stellen. Etwa diese: Welche Texte (und das bedeutet zunächst
einmal: welche Inhalte) sind es wirklich wert, gelesen zu werden?
Was gibt meinem Publikum Anreize, sich ausgerechnet auf meiner
Website aufzuhalten und nicht bei der Konkurrenz? Welche Geschichten
kann ich erzählen, die mein Publikum unterhalten und informieren?
Wer hier gute Antworten findet und dann sogar ausreichend Geld
investiert, um sie konsequent umzusetzen, kann sich im immer lauter
werdenden Informationsgetöse immer noch abheben. Web-Surfer/innen
suchen händeringend nach nützlichen, informativen,
kundenorientierten Angeboten, und sie bleiben ihnen genau so lange
treu, wie sie diese Qualitäten behalten. Wer andererseits
das Denken den Agenturen und Kreativen überläßt,
um sich dringenderen Angelegenheiten zu widmen, hat verdient,
was er bekommt: Jede Menge cooles Design und qualitativ hochwertige,
effektive, überzeugende PR-Texte, die sprachlich differenziert
in interdisziplinärer Teamarbeit erstellt und zum Nutzen
des Unternehmens optimal an die Erfordernisse einer wirksamen,
glaubwürdigen, professionellen und kundengerechten Selbstdarstellung
angepaßt werden. Für die Belange der Kommunikation
im World-Wide-Web ist das dann allerdings, wie ich hoffentlich
deutlich machen konnte, nutzloser Sprach- und Informationsmüll.
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